Wetterschwäne auf den Kirchtürmen
In Ostfriesland lassen sich die Konfessionen bereits an den Kirchtürmen ablesen: Rund 80 Wetterschwäne leuchten auf den evangelisch-lutherischen Kirchtürmen in Ostfriesland. Anders als die Kreuze und manchmal Wetterhähne auf den katholischen Kirchturmspitzen und Hähne oder Schiffe auf evangelisch-reformierten Kirchen symbolisieren die Schwäne den Reformator Martin Luther. Diese Tradition geht auf den tschechischen Reformator Johannes Hus zurück, zu Deutsch Johannes Gans. Hus wurde 1415 von der katholischen Kirche als Ketzer zum Tod verurteilt und soll auf dem Scheiterhaufen prophezeit haben: „Heut in des argen Feuers Glut, ein arme Gans ihr braten tut, nach
hundert Jahren kommt ein Schwan, den sollt ihr ungebraten lan (erleiden).“ Als 1517, fast genau 100 Jahre später, Martin Luther die Reformation einleitete, sahen seine Anhänger die Prophezeiung von Hus erfüllt. Die evangelisch-reformierte Gemeinde Groothusen
in der Krummhörn bildet eine Ausnahme von der Regel, denn hier prangt seit ca. 1599 der vermutlich älteste goldene Lutherschwan auf der Kirche. Graf Edzard II. Cirksena von Ostfriesland heiratete 1559 die streng lutherische Schwedenprinzessin Katharina von Wasa. Nach seinem Tod ließ Katharina Wasa als Herrin in Groothusen den lutherischen Schwan anbringen. Dieses Symbol Luthers überstand alle Zeiten, obwohl der lutherische Pastor sich hier nur von 1597 bis 1600 im Amt halten konnte. Die Kirche in Groothusen ist bis heute eine reformierte Kirche mit einem lutherischen Schwan auf dem Turm.
Im Plattdeutschen gibt es eine Redewendung, um sich die Zuordnung der Wetterfahnen zu merken :
„De kathoolske Hahn, de lütterske Swaan, dat reformeerte Schipp – nimmt all lüttje Düvels mit.“