• Borkum, Drinkeldodenkarkhoff. Foto: Katrin Rodrian

„Strandgut oder was das Meer so hergibt… Drinkeldodenkarkhoff“

Die letzte Reise

Der Umgang mit Verstorbenen, die vom Meer an den Strand angespült wurden, war für die Küstenbewohner nie ganz einfach.

Waren die Toten Christen oder nicht? Da die Friedhöfe ausschließlich Christen vorbehalten waren, wurden die anonym Angespülten traditionell ohne Feier und ohne Sarg auf dem Drinkeldodenkarkhoff, also einer eigens zu diesem Zweck eingerichteten letzten Ruhestätte, beigesetzt. Im Gedenken an die dort ruhenden Menschen steht heute zum Beispiel auf Borkum und auf Spiekeroog an der Stelle des aufgelösten Drinkeldodenkarkhoff ein Gedenkstein. Christliche Seeleute trugen aus Furcht vor einer Beisetzung ohne kirchlichen Segen
stets einen goldenen Ohrring, der ihren entsprechenden Glauben signalisierte. Zudem deckte der Goldwert des Schmuckstückes die Kosten eines christlichen Begräbnisses für den Fall, dass sie auf See blieben. Auch heute noch tragen die Männer auf den ostfriesischen Inseln, insbesondere auf Norderney und Wangerooge, einen goldenen Ohrring, der mit ihren Initialen verziert ist. Die Initialen ermöglichen eine schnelle Identifizierung des Verstorbenen. Der Goldwert des Ohrrings dient zur Übernahme der Bestattungskosten oder als Zahlungsmittel
für eine letzte Runde im Gedenken an den Toten.

„Mitten in den grünen Dünen,
rund mit Kreuzen dünn besät,
liegt der Friedhof;
ernste Mahnung
an des Todes Majestät.
Hier in tiefer, tiefer Stille
ruhen unter Dorn und Sand
sie, die einst das mitleidlose
Meer geworfen an den Strand.
Niemand kennet ihren Namen,
keiner weiß, woher sie sind.
Einsam liegen ihre Gräber,
ungepflegt in Sturm und Wind.“

Hans Teerling, „Der Drinkeldodenkarkhoff“, Gedicht von Borkum

Weitere Bräuche

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    Foto Katrin Rodrian 2012 6

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