Reise ins jüdische Ostfriesland
Unter dem Titel „Reise ins jüdische Ostfriesland“ hat die Ostfriesische Landschaft eine Broschüre veröffentlicht, mit der das einst so lebendige jüdische Leben in Ostfriesland wieder gegenwärtig wird. Anlass der Publikation ist die Pogromnacht vom 9. November 1938, die sich vor 75 Jahren ereignete. Durch die Veröffentlichung wird es möglich, sich auf die Spuren jüdischen Lebens auf der gesamten Ostfriesischen Halbinsel zu begeben. Auf den 67 Seiten der Broschüre können interessierte Leserinnen und Leser auf viele Informationen und Veranstaltungsangebote zur jüdischen Kulturgeschichte in der Region zugreifen. Darin findet man auch 14 allgemeine Informationen, beispielsweise über das jüdische Gemeinde- oder Alltagsleben. Beschreibungen für individuelle Rundgänge zu 13 historischen Stätten vervollständigen die Entdeckungsreise durch das jüdische Ostfriesland. Persönlichkeiten, Alltagsgeschichten und Ereignisse aus Weener oder auf Norderney sind dort genauso aufgeführt, wie der jüdische Friedhof in Jever oder ein Rundgang durch Wilhelmshaven. Die Schrift erzählt auch von besonderen jüdischen Persönlichkeiten, wie der gebürtigen Norderin Recha Freier, die Tausenden jüdischen Kindern zur Flucht nach Palästina verhalf oder dem Schützenkönig Simon Oppenheimer, der 1902 von der Schützencompagnie Esens von 1577 zu ihrem König gekürt wurde.
21 Kultureinrichtungen, davon neun Museen und fast alle ehemaligen Synagogenstandorte, zeigen in ihren Ausstellungen und Projekten, wie ein Thema aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden kann. Eine musikalische Besonderheit bildet die Konzertreihe der Folkgruppe „Laway“. Das Ensemble präsentiert erstmals die vertonten Verse des Holocaust-Überlebenden Iakovos Kambanellis auf Plattdeutsch, der Sprache, welche auch die ostfriesischen Juden sprachen.
Eine ganz besondere Auszeichnung erhielt das Ausstellungsprojektes „Haggadah, Kunst zum jüdischen Pessach-Buch“, das in der Knesset, dem Parlament des Staates Israel im Mai 2014, präsentiert wurde.
„Reise ins jüdische Ostfriesland“ ist ein großes gemeinsames Projekt im Rahmen des dritten kulturtouristischen Themenjahres „Land der Entdeckungen 2013“. Dieses umfasst die gesamte Ostfriesische Halbinsel; vom Ammerland bis zu den Inseln, vom Dollart bis zum Jadebusen. „Mit der Broschüre ist uns die Stärkung der Vernetzung und die regionenübergreifende Zusammenarbeit besonders gelungen“, so Helmut Collmann, Ehrenpräsident der Ostfriesischen Landschaft. „Die Anfragen aus dem gesamten Bundesgebiet, England und den Niederlanden ermutigen uns, auf diesem Weg weiter zu gehen“, so Collmann weiter.
Ermöglicht wurden Konzeption und Realisierung der Broschüre durch die Förderung des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (MWK), dem Qualifizierungsprojekt REGIALOG sowie der Bundesagentur für Arbeit.