Als Heinrich Nauen (1880-1940), der durch seine farbenfrohen Bilder als einer der bedeutendsten Vertreter des Rheinischen Expressionismus die Kunstfreunde seiner Zeit begeisterte, dieses Bild einer offenkundig traurigen und erschöpft wirkenden Frau mit ihrem Baby als schwarz-weiße Radierung 1919 fertigte, war der Erste Weltkrieg gerade vorüber und Europa lag in Trümmern. Nachdem er in der Vorkriegszeit große Erfolge mit seinen vor Zuversicht und Lebensfreude strotzenden Bildern gehabt hatte, die ihn bis nach Paris führten, wurde Heinrich Nauen als Soldat eingezogen und musste an die Front. Dort erlitt er eine Gasvergiftung und wurde schließlich als Kriegsmaler eingesetzt. Es ist nicht auszuschließen, dass der Künstler seine düsteren Kriegserfahrungen menschlichen Elends in das vorliegende Bild einfließen ließ.