Die Graphothek der Ostfriesischen Landschaft ist eine wahre Fundgrube und Schatzkammer für Kunstliebende und Kulturinteressierte. Allerdings muss dieser Schatz, um ihn für neue Vermittlungsansätze nutzbar zu machen, nun auch neu aufgenommen und erschlossen werden. Dafür konnten die Kunsthistorikerin Sarah Byl und die Literaturwissenschaftlerin Katharina Habben gewonnen werden. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Bestand zu ordnen, zu dokumentieren und zu erforschen. Ziel des Projekts ist es, die Kunstwerke wieder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Über die Graphothek der Ostfriesischen Landschaft
Nach großstädtischem Vorbild entstand 1976 in Ostfriesland eine Graphothek für den ländlichen Raum. Seinerzeit betraute das Land Niedersachsen die Ostfriesische Landschaft mit der Aufgabe, in den fünf Städten Aurich, Emden, Leer, Norden und Wittmund jeweils eine Sammlung von Originalgrafiken einzurichten, die über Bibliotheken ausgeliehen werden konnten.
Die Auswahl der Graphiken traf der Arbeitskreis Bildende Kunst der Ostfriesischen Landschaft aus dem Angebot großer Galerien. Zudem kamen Werke durch Schenkungen hinzu, so dass die Sammlung gegenwärtig rund tausend Gemälde, Druckgrafiken, Handzeichnungen und Fotografien umfasst.
Neben einigen kostbaren Grafiken älterer Künstler, etwa von Auguste Renoir (1841-1919), Maurice Utrillo (1883-1955), Lovis Corinth (1858-1925) oder Hans Thoma (1839-1924), beinhaltet die Sammlung insbesondere Kunst der 1960er und 1970er Jahre mit den Stilrichtungen des Kritischen sowie des Phantastischen Realismus, des Konstruktivismus, der Pop Art und jüngeren Strömungen der abstrakten Kunst. Etwa ein Drittel der Grafiken stammt von Künstlerinnen und Künstlern, die in Ostfriesland arbeiteten, so dass die Sammlung insgesamt einen Überblick über die internationale und regionale Moderne gewährt.
Die Ostfriesische Graphothek entstand zehn Jahre vor der Eröffnung der Kunsthalle Emden, die im Oktober 1986 von Henri Nannen der Öffentlichkeit übergeben wurde. Vor Gründung dieses Museums für zeitgenössische Kunst, bot die Graphothek im ländlich geprägten Ostfriesland die einzige Möglichkeit, vor Ort in Berührung mit der Kunst der Moderne zu kommen. Der Graphothek, die allen Interessierten dezentral zur Verfügung stand, kam damit bis Mitte der 1980er Jahre eine wichtige Aufgabe in der Kunstvermittlung zu.
Durch gewandelte Rezeptionsgewohnheiten ließ das Interesse an der Graphothek in den Bibliotheksstandorten in den vergangenen Jahren derart nach, dass alle ehemaligen Schau- und Leihstandorte dieses Angebot nach und nach einstellten. Aktuell wird der Gesamtbestand daher im Sammlungszentrum für historisches ostfriesisches Kulturgut der Ostfriesischen Landschaft in Aurich zusammengeführt. Ziel der Ostfriesischen Landschaft ist es jedoch, die Werke der Öffentlichkeit weiter zugänglich zu machen – etwa in digitaler Form oder im Rahmen von Ausstellungen.
Bei Interesse oder für Nachfragen wenden Sie sich bitte an Dr. Welf-Gerrit Otto unter 04941 1799-57 oder per E-Mail an kultur@ostfriesischelandschaft.de