„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern Kunst macht sichtbar“ [Paul Klee]
Die Graphothek der Ostfriesischen Landschaft ist eine wahre Fundgrube und Schatzkammer für Kunstliebende und Kulturinteressierte. Allerdings muss dieser Schatz, um ihn für neue Vermittlungsansätze nutzbar zu machen, erst einmal neu aufgenommen und erschlossen werden. Dafür konnte Katharina Habben gewonnen werden, die uns nun allerdings nach achtmonatiger ehrenamtlicher Tätigkeit aus beruflichen Gründen verlassen hat. Rund die Hälfte der insgesamt etwa tausend Kunstwerke umfassenden Sammlung hat Frau Habben inzwischen digitalisiert und beschrieben. Ihre Nachfolgerinnen Natalie Kuhn, Angelika Nordhuis und Jutta Linke führen diese Arbeit gewissenhaft fort und setzen eigene Impulse.
Ziel des Projekts ist es, die Kunstwerke zunächst zu inventarisieren und anschließend wieder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Über die Graphothek der Ostfriesischen Landschaft
Nach großstädtischem Vorbild entstand 1976 in Ostfriesland eine Graphothek für den ländlichen Raum. Seinerzeit betraute das Land Niedersachsen die Ostfriesische Landschaft mit der Aufgabe, in den fünf Städten Aurich, Emden, Leer, Norden und Wittmund jeweils eine Sammlung von Originalgrafiken einzurichten, die über Bibliotheken ausgeliehen werden konnten.
Die Auswahl der Graphiken traf der Arbeitskreis Bildende Kunst der Ostfriesischen Landschaft aus dem Angebot großer Galerien. Zudem kamen Werke durch Schenkungen hinzu, so dass die Sammlung gegenwärtig rund tausend Gemälde, Druckgrafiken, Handzeichnungen und Fotografien umfasst.
Neben einigen kostbaren Grafiken älterer Künstler, etwa von Auguste Renoir (1841-1919), Maurice Utrillo (1883-1955), Lovis Corinth (1858-1925) oder Hans Thoma (1839-1924), beinhaltet die Sammlung insbesondere Kunst der 1960er und 1970er Jahre mit den Stilrichtungen des Kritischen sowie des Phantastischen Realismus, des Konstruktivismus, der Pop Art und jüngeren Strömungen der abstrakten Kunst. Etwa ein Drittel der Grafiken stammt von Künstlerinnen und Künstlern, die in Ostfriesland arbeiteten, so dass die Sammlung insgesamt einen Überblick über die internationale und regionale Moderne gewährt.
Die Ostfriesische Graphothek entstand zehn Jahre vor der Eröffnung der Kunsthalle Emden, die im Oktober 1986 von Henri Nannen der Öffentlichkeit übergeben wurde. Vor Gründung dieses Museums für zeitgenössische Kunst, bot die Graphothek im ländlich geprägten Ostfriesland die einzige Möglichkeit, vor Ort in Berührung mit der Kunst der Moderne zu kommen. Der Graphothek, die allen Interessierten dezentral zur Verfügung stand, kam damit bis Mitte der 1980er Jahre eine wichtige Aufgabe in der Kunstvermittlung zu.
Durch gewandelte Rezeptionsgewohnheiten ließ das Interesse an der Graphothek in den Bibliotheksstandorten mit der Zeit nach, so dass alle ehemaligen Schau- und Leihstandorte dieses Angebot nach und nach einstellten. Allerdings ist das Interesse am Kunstverleih in jüngster Zeit wieder gestigen. Im Artothekenverband Deutschland sind mittlerweile bundesweit über hundert derartige Einrichtungen organisiert. Unlängst wurde der Gesamtbestand der Graphothek der Ostfriesischen Landschaft aus den fünf Standorten im Sammlungszentrum für historisches ostfriesisches Kulturgut der Ostfriesischen Landschaft in Aurich zusammengeführt sowie die Digitalisierung des Gesamtbestands in Angriff genommen. Doch das ist nur ein erster Schritt. Ziel der Ostfriesischen Landschaft ist es nämlich, die spannenden Werke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen – etwa in digitaler Form oder im Rahmen von Ausstellungen.
Bei Interesse oder für Nachfragen wenden Sie sich bitte an Dr. Welf-Gerrit Otto unter 04941 1799-57 oder per E-Mail an kultur@ostfriesischelandschaft.de

