»Neet blot för vandaag!« – »Nicht bloß für den heutigen Tag!«. Ob nun auf Hochdeutsch oder »op Platt« … so lässt sich die Idee hinter unserem KIO-Projekt zusammenfassen. Mit KIO wollen wir in Ostfriesland in Kultur und Tourismus an morgen denken und uns nachhaltig auf den Weg in Richtung Klimaschutz und Zukunftsfähigkeit unserer Region machen. Mit ganz viel Kreativität, Wissen und zeitgemäßen digitalen Formaten. Ostfriesisch nachhaltig eben!
Am 27. Mai haben sich daher über hundert Kulturtätige und Tourismusverantwortliche sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung im Landschaftsforum Aurich getroffen, informiert und ausgetauscht: Was können Kultur und Tourismus tun? Wo liegen Handlungsbedarfe? Wo kann man ansetzen als Kultureinrichtung oder Touristiker, wenn man etwas für den Erhalt und die Zukunftsfähigkeit unserer Region tun möchte? Was brauchen wir dafür? Und was bietet KIO hierfür an?
Nach einer programmatischen Begrüßung durch den Leiter der Regionalen Kulturagentur Dr. Welf-Gerrit Otto und werbenden Grußworten durch den Landschaftspräsidenten Rico Mecklenburg und Landrat Holger Heymann (Wittmund) als Vertreter der am Projekt beteiligten Gebietskörperschaften umriss Daniela Koß von der Stiftung Niedersachsen in ihrem Impulsvortrag den großen Raum der Möglichkeiten und Herausforderungen, der sich der Kultur jetzt stellt. Kultur könne in all ihrer Buntheit so viel für das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz tun. Ganz konkret in ihren eigenen Abläufen als Kultur-Betriebe; aber eben auch in der Vermittlung des Themas an das Publikum. Alle Fakten zu den Herausforderungen des menschengemachten Klimawandels lägen auf dem Tisch. »Wir haben sicherlich kein Wissensdefizit, sondern ein Handlungsdefizit.« Da könne Kultur Akzeptanz schaffen und zum Handeln motivieren. Zahlreiche bildhafte Beispiele aus der Arbeit der Stiftung Niedersachsen illustrierten dies. Dass das natürlich Arbeit mache und am Ende auch Geld koste, verschwieg die Referentin nicht. Aber es sei den Aufwand wert. Immerhin ginge es um die Zukunft.
Daniela Koß (Stiftung Niedersachsen):
»Wir haben sicherlich kein Wissensdefizit, sondern ein Handlungsdefizit.«
Danach wurde es konkret: Alina Tammäus von der Ostfriesland Tourismus GmbH und Cai-Olaf Wilgeroth von der Ostfriesischen Landschaft stellten das KIO-Projekt als Projektverantwortliche ausführlich vor und warben für aktive Teilnahme und Mitarbeit bei den angedachten Maßnahmen (nähere Infos hier). Die grundlegende Botschaft dabei: »Lasst uns zusammen ins Gespräch kommen und die Möglichkeiten nutzen, die KIO bietet.« Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind große Aufgaben und niemand kann sie alleine bewältigen. Der Austausch ist daher wichtig – über verständliche Fragen, bisherige Erfahrungen oder neue Ideen. Alles ist relevant und alles ist erstmal denkbar. Und gemeinsam tut man sich bekanntlich leichter. KIO kann und möchte hier Schnittstelle, Ideenbörse, Informationspool sein und kann konkrete Unterstützung anbieten. Die Projektteams bei der Ostfriesischen Landschaft und der OTG sind darum jederzeit für Hinweise, Anregungen oder Fragen dankbar.
Nach einer kurzweiligen Mittagspause mit – ganz im Sinne des Projekts – saisonaler, regionaler und vegetarischer Küche und vielen guten Gesprächen zu ersten Ideen stand der Nachmittagsteil der Veranstaltung ganz im Zeichen bereits vorhandener, guter Ideen und Projekte.
Walter Ruß, langjähriger Vorsitzender des Ostfriesischen Kunstkreises in Wittmund, moderierte eine Podiumsrunde bestehend aus Landrat Holger Heymann, Anke Kuczinski (Museums Leben am Meer, Esens), Eike Schmidt (Theater Lazarett, Aurich), Ilka Erdwiens (Kunsthalle Emden) und Andreas Damke (FährPadHof, Mitling-Mark). Dabei wurden noch einmal die vielfältigen Aufgaben und Potentiale deutlich, welche die Kultur und mit ihr automatisch der Tourismus im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz haben. »Denn ohne den Tourismus ginge eben vieles nicht in Ostfriesland«, so Holger Heymann, für den dieser allerdings ganz selbstverständlich immer auch in kulturgeschichtlichen und kulturlandschaftlichen Bezügen steht.
Anke Kuczisnki schilderte anschaulich, dass das Museum Leben am Meer nicht nur aufgrund seines Namens auf die Themen der Veranstaltung verweise, sondern wie sehr man dort Nachhaltigkeit bereits als Maxime des tagtäglichen Handelns lebe und immer weiter entwickle. Dabei habe man durchaus kleinschrittig angefangen, sei jedoch immer mehr an den sich stellenden Fragen gewachsen. Dieses Klein-Anfangen, um langsam immer besser zu werden, ist es auch, was KIO erreichen möchte.
Ilka Erdwiens betonte nochmals, wie wichtig und erfolgreich die Netzwerkarbeit in Ostfriesland sei. Erst recht bei den großen Themen zeige sich, dass man in Ostfriesland gut miteinander unterwegs sei und etwas bewirken könne. Ihr Appell war daher eindeutig: Die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz seien zu wichtig, um sich hierfür nicht in bewährter Manier gemeinsam anzustrengen.
Apropos gemeinsam: Eike Schmidt erzählte vom Werdegang des Theaters Lazarett in Aurich. Dort habe man in der Corona-Zeit sehr bewusst auf die positive, gemeinschaftsstiftende Kraft der Kultur gebaut und so ein in allen Dimensionen nachhaltiges, wertschätzendes Theater begründet. Diese Kraft sei es auch, die ihm Hoffnung gebe, dass wir als Gesellschaft die großen Herausforderungen meistern könnten. Dazu könne die Kultur ein Wesentliches beitragen, aber sie brauche dafür Unterstützung, wie etwa durch das KIO-Projekt.
Andreas Damke vom FährpadHof beschrieb, wie die Menschen in Mitling-Mark langsam, aber überzeugt in die Nachhaltigkeit gestartet seien. Nicht anhand abstrakter Ideen, sondern mit ganz konkreten Aktionen und Maßnahmen, die dem Dorf unmittelbar zugutegekommen seien (und sich im Nachhinein als ungemein nachhaltig herausgestellt hätten) – wie etwa ein Einkaufsbus oder die Rettung des kleinen Dorfmuseums. Und das sei auch das Geheimnis des Erfolgs bei allen Bemühungen: Es müsse den Menschen vor Ort unmittelbar etwas bringen, erfahrbar und lebenspraktisch sein.
Dann wurde es ostfriesisch emotional: Eike Schmidt spielte eine Szene aus »Fluten«. Er erzählte davon, wie das Meer und das Land aufeinandergetroffen seien und sich arrangiert hätten, um am Ende das zu schaffen, was wir heute so lieben und daher schützen müssen – die Küste, das Wattenmeer, Ostfriesland.
Dies vor Augen, waren sich am Ende alle Beteiligten einig, dass es jetzt vor allem darum geht, ins Handeln zu kommen. Denn Nichts-Tun ist ganz offenkundig keine Option mehr. Dabei kommt es nicht darauf an, gleich den großen Wurf zu landen. Statt ganz oder gar folgt KIO dem pragmatischen Motto:
»Beim ersten Schritt zählt nicht die Länge, sondern die Richtung!«
Wenn Sie sich als Kultureinrichtung mit KIO auf den Weg machen wollen, stehen wir für Sie bereit.
Melden Sie sich einfach bei uns unter: kio@ostfriesischelandschaft.de oder 04941/1799-55 bzw. 1799-56.
>>> Nächster Termin: unsere #KIO-Werkstatt am 24.6. in Wittmund.
Abbildungen oben: Die Veranstaltung im Forum der Ostfriesischen Landschaft war gut besucht / Das KIO-Motto auf Platt im Postkartenforamt / Die Podiumsrunde zu Kultur – Torusimus – Nachhaltigkeit (Fotos: Ostfriesische Landschaft)