Bräuche haben auf der Ostfriesischen Halbinsel auch im 21. Jahrhundert ihren festen Platz. Sowohl im Alltag als auch bei Feierlichkeiten, im Jahreslauf oder im Lebenslauf findet man in Ostfriesland und Friesland viele Bräuche, Traditionen und Sportarten, die für die Region typisch sind. Ostern, Sünnerklaas und das Schlachtfest bilden dabei die Höhepunkte im Jahreslauf … aber dazu später.
Ein Brauch ist eine regelmäßig wiederkehrende Handlung, die in der Gemeinschaft ausgeübt wird und zu bestimmten Zeiten oder zu besonderen Anlässen stattfindet. Die Handlungsabläufe bei der Ausübung eines Brauches sind in der Regel festgelegt und haben einen erkennbaren Anfang sowie einen Abschluss. Die Bräuche im Jahreslauf wie zu Ostern und zu Weihnachten werden in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen als Bräuche im Lebenslauf wie Hochzeiten und Taufen, die das Leben in unregelmäßigeren Abständen bestimmen. Viele Bräuche haben ihren Ursprung im Christentum und erleben zudem eine regionale Ausprägung. Sie unterliegen im Ablauf vielen bestimmten Handlungsmustern, die allerdings nicht statisch sind, sondern mit dem Wandel der Zeit gehen. So war im Ostfriesland des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts der Weihnachtsbaum nicht üblich, obwohl dieser deutschlandweit bereits fest mit allen seinen Bräuchen eingeführt war.
Manche Bräuche sind nicht nur typisch ostfriesisch, auch wenn sie als solche wahrgenommen werden, wie zum Beispiel das Osterfeuer. Andere finden sich in Deutschland ausschließlich hier, wie der archaisch wirkende Brauch des Klaasohm auf Borkum, der seine Ursprünge in den Niederlanden hat. Viele Bräuche lassen sich an einzelnen Orten festmachen, sind aber nicht überall zu finden. Die wenigsten von ihnen gibt es auf der ganzen Ostfriesischen Halbinsel. Es gibt Bräuche, die man nur im Jeverland und dem Harlingerland antrifft, wie das Püttbierfest oder den Aussegnungsgesang der Frauen vor dem Haus eines Verstorbenen, der in der Gegend um Firrel im Uplengener Land vorkommt. Diese regionalen Unterschiede der Ausübung von Bräuchen haben ihren Ursprung in der besonderen geografischen Lage der Ostfriesischen Halbinsel. Ostfriesland war über Jahrhunderte durch einen Hochmoorgürtel nicht nur zweigeteilt, sondern auch von „Deutschland“ auf dem Landweg schlecht zu erreichen. Orientierte sich die westliche Region mehr am Leben, Glauben und an Bräuchen der benachbarten Niederlande, so kamen in den nordöstlichen Gegenden die Einflüsse aus dem Oldenburgischen zum Tragen. In den eher calvinistisch/reformatorisch geprägten Regionen um Emden, Leer, dem Rheiderland und der Krummhörn haben sich bis heute Bräuche mit niederländischen Wurzeln wie zum Beispiel das Nötenscheten erhalten, wohingegen sich der Einfluss der Lutheraner im Nordosten etablieren und erhalten konnte. So haben sich beispielsweise die lutherischen Fastnachtsbräuche im Harlinger-, Wanger-, aber auch dem Overledingerland durchgesetzt.
Vorgestellt werden Bräuche, die überwiegend in Ostfriesland ausgeübt werden, die heute noch gelebt werden und deren Ursprünge häufig bis in das 19. Jahrhundert oder zeitlich noch weiter zurückverfolgt werden können.
Alle Texte: Katrin Rodrian
Ostfrieslands Bräuche im Jahreslauf
Bräuche im Jahreslauf werden im öffentlichen Bewusstsein stärker wahrgenommen als die im Lebenslauf.
Das Jahr ist begleitet von Traditionen und Festen, deren Wurzeln oft im Kirchenkalender zu finden oder aber geprägt sind vom landwirtschaftlichen Rhythmus. Die Menschen auf der Ostfriesische Halbinsel lebten über Jahrhunderte von der Landwirtschaft
und der Seefahrt. Bräuche wie zum Beispiel Sünnerklaas, also der zum Heiligen Nikolaus, waren vor allem an der Küste von Bedeutung, da Nikolaus der Schutzpatron der Seefahrer ist.
Ostfrieslands Bräuche im Lebenslauf
Geht man mit offenen Augen durchs Land, so erfährt man Vieles über den Alltag, aber auch die Besonderheiten im Lebenslauf der Ostfriesinnen und Ostfriesen.
Es hängen Zigarettenschachteln, fein säuberlich auf einen Faden gezogen, über dem Gartenzaun, Babywäsche berichtet über anstehenden Nachwuchs im Haus, festlich geschmückte Eingänge oder Herzen im Vorgarten zeugen von hölzernen, silbernen und goldenen Hochzeiten
oder dem erreichten runden Geburtstag, und selbst der bevorstehende Ruhestand wird an so manchem Gartenzaun verkündet. Wie ein bunter Bilderbogen wird das gemeinschaftliche Leben in der Region vielfältig aufgeblättert, in dem man mit viel Liebe und Vergnügen lesen kann. Von der Wiege bis zur Bahre wird das gemeinschaftliche Leben von Bräuchen begleitet. In Verbindung mit kirchlichen Riten haben sich dabei Bräuche und Traditionen entwickelt, die auf der Ostfriesischen Halbinsel ihre typischen Eigenheiten aufweisen.
* Ostfriesische Halbinsel: Ostfriesland besteht aus den Landkreisen Aurich, Leer, Wittmund sowie der Seehafenstadt Emden. Die touristische Marke „Ostfriesland“ umfasst die gesamte Ostfriesische Halbinsel vom Dollart bis zum Jadebusen zusätzlich mit den Landkreisen Ammerland, Friesland und der Jadestadt Wilhelmshaven.
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Silvester und Neujahr - Vom Olljahrsdag zum Neeijahr
Der 31. Dezember ist nach Papst Silvester benannt, der an diesem Tag im Jahr 335 verstarb.
Silvester als Festtag bildet mit der Einführung des Gregorianischen Kalenders seit dem 16. Jahrhundert die Zäsur zwischen dem auslaufenden Jahr und dem Beginn eines neuen Jahres. In Ostfriesland erfolgte erst 1701 die Umstellung auf den Gregorianischen Kalender. Der Jahreswechsel wurde immer mit besonderen Bräuchen und Speisen begangen und galt auch als beliebter Orakeltag, an dem Blei gegossen wurde und wird, um einen Blick in die Zukunft zu werfen. Der im 20. Jahrhundert aufkommende Brauch, neben dem Läuten der Kirchenglocken auch Raketen und Knallkörper möglichst laut um Mitternacht abzuschießen, hatte noch bis Mitte der 1950er Jahre den Vorgänger, dass Kinder mit Spielzeugpistolen und Zündplättchen laut knallend von Haus zu Haus gingen, um Proost Neeijahr zu wünschen. Wenn im ganzen Land um Mitternacht mit viel Lärm die Raketen krachen, sollen damit die Geister des vergangenen Jahres vertrieben werden.
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Karbidschießen
Auch im 21. Jahrhundert ist der Brauch des Karbidschießens zu Neujahr wie zum Beispiel in Holtland nicht in Vergessenheit geraten. Hier sind der Bau und das Abfeuern einer Milchkannenkanone lebendig geblieben.
Die Ausübung dieses Neujahrsbrauchs unterliegt heute aus Sicherheitsgründen sehr hohen Auflagen und wird nur noch unter Aufsicht der örtlichen Feuerwehr durchgeführt. Beim Karbidschießen wird eine Milchkanne freistehend auf einem Acker mit Karbid und Wasser gefüllt, um einen chemischen Prozess in Gang zu setzen. Durch das Verschließen der Kanne mit dem Deckel wird der nötige Druck erzeugt.
Ist der Innendruck groß genug, wird das Gasgemisch der Kannen-Kanone mittels eines Bunsenbrenners gezündet. Mit einem lauten Knall fliegt dann der Deckel weit über den Acker.
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Beiern
Die Tradition des Beierns war besonders in Ostfriesland und unter anderem auch in den benachbarten Niederlanden weit verbreitet. Der Begriff Beiern hat seine Wurzeln im mittelniederländischen Wort für Glockenspieler, also beiaert.
Diese besondere Form des Glockenschlags wurde bis in das beginnende 19. Jahrhundert auch im Münsterland und im angrenzenden Emsland durchgeführt. Im Gegensatz zum üblichen Glockenläuten wird beim Beiern der Klöppel mit kurzen, ruckartigen Bewegungen an den Glockenrand geschlagen. Dies geschieht an hohen kirchlichen Fest- und Feiertagen sowie zum Jahreswechsel und erfolgt in einem vorgegebenen Rhythmus. Im Turm der Lambertikirche in Aurich wird jeweils in kurzen Abständen 15 Minuten lang in der Tonfolge GG – AA –DD – EE gebeiert. Um einen bestimmten Rhythmus und verschiedene Lautstärken zu erzeugen, bedarf es einiger Übung. Deshalb wird das Beiern nur von ausgewählten Personen durchgeführt. In Schortens geschieht dies seit über 150 Jahren. Nach Unterbrechungen wurde diese Tradition im Jahr 1949 wiederbelebt und wird heute von
Mitgliedern der Kirchengemeinde sowie von Hilko Peters durchgeführt, der dieses Amt in sechster Generation in seiner Familie ausübt. Dazu werden an Heiligabend, dem ersten Weihnachtsfeiertag und am Silvesterabend eine Stunde lang die Glocken geläutet, wobei sich zehnminütiges Beiern mit fünf Minuten automatischem Geläut abwechselt.
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Proost Neeijahr mit Speckendicken
Das traditionelle Speckendicken-Eten ist ein geselliges Vergnügen am Silvestertag, bei dem Groß und Klein diese besonders deftige Art von Pfannkuchen gemeinsam zubereiten, essen und somit das Jahr herzhaft ausklingen lassen.
Als besonders begehrter Ort dafür gilt die Mühle von Rhaude, wo alle bei der Herstellung der Speise mithelfen. Für diese heimische Spezialität wird in einigen Mühlen Ostfrieslands auch heute noch das Speckendickenmehl eigens
produziert.Speckendicken Rezept:
750g Mehl, 1 Becher Sirup, 3 Eier, 1 Esslöffel Zucker, 1 Päckchen Anis, 1 Päckchen Kardamom, 1 Päckchen Backpulver,
¾ l Milch, 1 Prise Salz, getrocknete Mettwurst, durchwachsener Speck.
Der Teig wird in einem Waffeleisen oder einer Pfanne gebacken.
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Elführtje in Emden
Was andernorts der Frühschoppen, ist in Emden zu Silvester das Elführtje.
Eigentlich ist nichts dabei offiziell. Es ist üblich, dass sich am Silvestermorgen viele Emder am Delft treffen. So als wollten sie sich im alten Jahr nochmals bei Tageslicht begegnen. Sie plauschen am Wasser, sie lauschen dem Glockenspiel, welches ein Emder aus Heimatliebe seiner Stadt gestiftet hat. Ein Gerücht besagt, dass die Stadtverwaltung dabei
einen ausgibt. Danach gehen die Emder für ein paar Stündchen nach Hause, um vorzuschlafen, damit man um Mitternacht das Feuerwerk nicht verpasst. -
Neujahrslaufen
Am Neujahrstag war und ist es in vielen Dörfern üblich, nach dem Mittagessen oder am Abend von Haus zu Haus zu gehen, um bei der Nachbarschaft oder bei Bekannten die guten Wünsche zum Neuen Jahr zu überbringen und sich bei der Gelegenheit mit Neeijahrskoken oder Bohntjesopp, in Branntwein eingelegte Rosinen, bewirten zu lassen. Die geläufige Redewendung bezeichnet das als de Nabers oflopen, die Nachbarschaft ablaufen.
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Neeijahrskoken
In der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr werden auch im 21. Jahrhundert in vielen ostfriesischen Haushalten die heißbegehrten Neeijahrskoken oder Rullerkes gebacken und mittlerweile auch in fast allen Lebensmittelgeschäften
zum Kauf angeboten.Traditionell wurden und werden die auch Beck vull Schandaal, also einen Mund voller Lärm, genannten knusprigen Hörnchen in großen Mengen selbst hergestellt und den Gästen zum Beispiel beim Neujahrslaufen angeboten. Typische Zutaten für den Geschmack der Neeijahrskoken sind Anis bzw. Kardamom. Kluntjes, also Kandis, werden in heißem Wasser aufgelöst und dem Teig anstelle von Zucker beigemischt und verleihen den Waffeln ihren krossen Charakter. Gebacken wurden sie mit einem zangenförmigen Kucheneisen über dem offenen Feuer. Noch im warmen Zustand wurde und wird das Gebäck in die typische Waffelform gerollt. Das Rollen des noch heißen Gebäcks geschieht mittels eines Sektglases, eines eigens gedrechselten Holzes oder einfach mit den Fingern. Die historischen Waffeleisen zur Herstellung der Neeijahrskoken zeugen von hoher Handwerkskunst, waren zum Teil mit den Monogrammen der Besitzerinnen versehen und wurden über Generationen weitervererbt. Mit der Einführung der Elektrizität Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die ersten elektrischen Waffeleisen, die auch als dat olle Iesder, das alte Eisen, bezeichnet werden.
Kleiner Tipp: Im Bildarchiv der Ostfriesischen Landschaft befindet sich ein Foto mit einem Waffeleisen, „Dat olle Iesder“, von 1776 aus Wittmund.
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Teetied oder Elführtje
Ostfriesinnen und Ostfriesen sind Weltmeister im Teetrinken. Seit 2021 ist dies offiziell. Am 23.8.2021 hat das RID | REKORD-INSTITUT für DEUTSCHLAND diesen Weltrekord bestätigt.
Rund 300 Liter pro Kopf werden pro Jahr in Ostfriesland von dem flüssigen Gold getrunken. Gefolgt werden die Ostfriesen von den Einwohnern Kuwaits mit 270 Litern und von denen Irlands mit 250 Litern.Getrunken wird der Tee aus dünnen Porzellantassen. Bevorzugt wird Teegeschirr verwendet, das mit dem traditionellen Dekor der ostfriesischen Rose, also dem Rot-Dresmer oder dem blauen Strohblumenmuster, dem Blau-Dresmer bemalt ist. Die Tassen sind in Anlehnung an das frühere chinesische Porzellan kleiner als die handelsüblichen europäischen Teetassen.
Das ostfriesische Elführtje ist vergleichbar mit dem fiveo’clock-tea der Engländer und steht heute auch für eine Runde Schnaps.
Zu dieser Uhrzeit, nämlich 11:00 Uhr, besuchten sich Ostfriesen bis in die 1970er Jahre gegenseitig zum gemeinsamen Tee. Der Tee wird nach einer bestimmten Zeremonie vorbereitet und getrunken: Erst wird der Kluntje in die Tasse gelegt, dann lauscht man dem Knacken,
wenn der Tee darüber gegossen wird und zum Schluss kommt das Wulkje. Vorsichtig wird dafür Schlagsahne, früher der abgeschöpfte Rahm der Milch, mit einem Löffel in einem Halbkreis entgegen dem Uhrzeigersinn auf den Tee gelegt. Dann sieht man gespannt zu, wie
sich aus den Tiefen der Tasse kleine Wölkchen bilden. Das Umrühren ist dabei nicht üblich. Das stammt aus der Zeit, als Kluntje sehr teuer war und sich nicht so schnell auflösen sollte. Drei Tassen sind Ostfriesenrecht und werden ungefragt nachgeschenkt, allerdings erst,
wenn die Tassen aller wieder leer sind. Der Teelöffel in der leeren Tasse signalisiert, dass man keinen Tee mehr wünscht. Sitzt man in Ostfriesland zum Beispiel in einer geschäftlichen Besprechung, so schenkt derjenige den Tee nach, auf den der Henkel zeigt.Auch heute noch sind in Ostfriesland fünf bis sechs Teezeiten gebräuchlich, nämlich morgens nach dem Aufstehen, vormittags gegen
11:00 Uhr, also zum Elführtje, nachmittags gegen 15:00 Uhr, um 18:00 Uhr zum Abendbrot und abends zwischen 20:00 Uhr und 21:00 Uhr und häufig noch ein sechstes Mal am späten Abend.Immaterielles Kulturerbe „Ostfriesische Teekultur“
Die Ostfriesische Teekultur ist seit 2016 als Immaterielles Kulturerbe in das bundesweite Verzeichnis aufgenommen worden. Diese kulturelle Praxis hat laut Deutscher UNESCO-Kommission eine identitätsstiftende Funktion, strukturiert den Alltag und den Tagesrhythmus, stiftet
sozialen Zusammenhalt und ist ein Wiedererkennungsmerkmal für die Region. -
Knipp-Kuchen im Jeverland
In den zwölf heiligen Nächten, den Tagen und Nächten zwischen Weihnachten und dem 6. Januar, werden im Jeverland die Knipp-Kuchen gebacken, die in ihrer Form den Neeijahrskoken ähneln, aber aus einem anderen Teig bestehen und vor allem etwas dicker ausfallen.
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Das Riegenbrot, Spezialität aus Middels
In Middels im Landkreis Aurich wird seit Ende des 19. Jahrhunderts zu Silvester das sogenannte Riegenbrot gebacken.
Der Bäcker Delmenhorst erfand das Backwerk, um den Sirup zu verwerten, den er noch reichlich von der Weihnachtszeit übrig hatte. Der Name Riegenbrot leitet sich aus der Tatsache ab, dass die vielen Brote in langen Reihen, das heißt in Riegen, in der Backstube lagerten.
Bestehend aus Hefeteig, Rosinen und Sirup hat es die Eigenschaft, wochenlang frisch zu bleiben und umso saftiger zu werden, je länger es lagert. Das Originalrezept wird streng gehütet und immer nur an einen Bäcker weitergereicht. Zurzeit ist das eine Backstube in Blomberg,
weil es in Middels keinen Bäcker mehr gibt. -
Wurstlaufen auf Spiekeroog
Noch heute ziehen die ältesten Kinder der Dorfschule auf Spiekeroog nach den Weihnachtsferien lärmend von Haus zu Haus.
Begleitet von einer Flöte singen sie ein Lied und bitten darin um eine Wurst. Drei Jungen verkleiden sich dabei als Fischer, als dessen Braut und als König, der eine große Wurstattrappe an einer Art Angel vor sich herträgt. Die Kinder spielen dies in Erinnerung an eine Begebenheit, die sich auf Spiekeroog zugetragen haben soll. Ein als verschollen geglaubter Seefahrer kehrte im Winter wieder auf die Insel zurück. Da ihm zur Heirat mit seiner Verlobten die Mittel fehlten, musste er den künftigen Hausstand bei den Inselbewohnern erbitten. Die Kinder spielen dieses Ereignis nach, singen dazu Lieder und beenden dieses Wurstlaufen mit einem Freudentanz. Von den erlangten Geschenken in Form von Wurst, Speck und kleinen Geldspenden wird am nächsten Tag in der Schule der Hochzeitsschmaus bereitet. Der
Brauch des Wurstlaufens geht auf die Tradition der Bauernfastnacht zurück, die bis in das 20. Jahrhundert in vielen ländlichen Teilen Deutschlands üblich war. Bei diesem Heischegang zogen die jungen Männer des Dorfes mit einer Gaffel genannten langen Gabel von Haus zu Haus. Mit Gesang, Lärm und viel Schabernack ersangen sie sich Eier und Würste, wobei die Würste auf die Gaffel gehängt wurden -
Epiphanias – die Sternsinger zum Fest der Heiligen Drei Könige
Das Umherziehen der drei Sternsinger, das heute noch in einigen Kirchengemeinden üblich ist und zwischen Neujahr und dem 6. Januar stattfindet, war bis ins 19. Jahrhundert auch im protestantischen Ostfriesland gebräuchlich.
Das alte plattdeutsche Steerndreiherleed erinnert als Volkslied noch an die Sternsinger. Die Sterndreher, meist arme Leute, zogen mit ihrem Stern, der an einem langen Stock befestigt war, singend über die Dörfer und erhielten für ihren Gesang meist Mettwurst, ein Stück Speck oder ein Band Updröögt Bohnen. Bei diesen handelt es sich um Bohnen, die zum Trocknen wie eine Kette auf einem Bindfaden, dem Bohntjeband, aufgezogen und unter der Zimmerdecke oder auf dem Dachboden zum Trocknen aufgehängt wurden. Das traditionelle Herumziehen der Sternsinger wurde in der Region zum Ende des 20. Jahrhunderts wiederbelebt. Vielerorts sieht man wieder rund um den
6. Januar Kinder, die diesen Brauch ausüben. Sie verkleiden sich in Anlehnung an die drei Weisen aus dem Morgenland, die der Bibel nach als Erste dem Jesuskind Gaben in Form von Gold, Weihrauch und Myrrhe brachten. Galt im 19. Jahrhundert das Sternsingen dem eigenen Heischegang, so werden im 21. Jahrhundert die Gaben vor allem für einen guten Zweck gesammelt. -
Jever*: Püttbier oder die Acht der Brunnen
Seit über 300 Jahren hat das Püttbier in Jever seinen festen Platz. Von dort aus trat es im 19. Jahrhundert seinen Siegeszug
in die umliegenden Kommunen an, wo es auch im 21. Jahrhundert weiterhin gefeiert wird.Hintergrund und Ursprung dieses Festbrauches ist die regelmäßige Kontrolle der Wasserqualität aller in der Stadt Jever und im Umland
vorhandenen Brunnen, also plattdeutsch Pütten. Vor Einführung einer städtischen Trinkwasserversorgung war die Erhaltung, Reinigung
und Instandsetzung aller Brunnen in Jever eine nachbarschaftliche Verpflichtung unter der Aufsicht von Püttachten. Das Wort Acht
steht für Gemeinschaft, denn diese war gemeinschaftlich für die Trinkwasserversorgung der Bewohner in den jeweiligen Stadtteilen
zuständig. Einmal pro Jahr trafen sich die Bewohner am Montag nach dem 6. Januar, also nach Heilige Drei Könige, zum Püttbier,
einer Art Generalversammlung aller Mitglieder. Im Zentrum des Treffens standen die Rechnungsprüfung der Püttmeister des vorangegangenen Jahres, sowie die Übergabe des Amtes an den oder die Nachfolger. Zum Abschluss des formalen Teils folgte der festliche
Part, der nach einem festgelegten Ritual ablief. Auch im 21. Jahrhundert ist selbst die Abfolge der Speisen einem festen Reglement
unterstellt. Ein Part des Brauches ist die Ernennung des neuen Püttmeisters, der zuvor gewählt wurde. Festlich gekleidet zieht die
Versammlung zu dem geschmückten Pütt, an dem um Mitternacht der alte Püttmeister seinem Nachfolger die Amtskette, einen Zylinder
und den Söker, den sogenannten Sucher übergibt. Der Söker ist ein Holzstock mit Haken, der die Funktion hat, Gegenstände aus dem
Brunnen zu ziehen. Begleitet wird der ganze Vorgang durch Gesang und Musik.* Ostfriesische Halbinsel: Ostfriesland besteht aus den Landkreisen Aurich, Leer, Wittmund sowie der Seehafenstadt Emden. Die touristische Marke „Ostfriesland“ umfasst die gesamte Ostfriesische Halbinsel vom Dollart bis zum Jadebusen zusätzlich mit den Landkreisen Ammerland, Friesland und der Jadestadt Wilhelmshaven.
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Winter - Schöfeln, wenn das Eis trägt
Im Winter, wenn die Wasserläufe in Ostfriesland zufrieren, war vor den Zeiten der allgemeinen Mobilität das Schöfeln über Tiefs und Kanäle die schnellste Möglichkeit, sich gegenseitig zu besuchen. Da im Winter auch die Feldarbeit ruhte, hatten die Menschen ausreichend Zeit zum Schöfeln, Klootschießen oder für andere winterliche Sportarten wie dem Bessensmieten. Auch heute können beim Schöfeln leicht große Entfernungen überwunden werden.
Als Schlittschuhe benutzten die Menschen im Mittelalter den Fußknochen vom Rind, der mit Lederriemen an den Füßen befestigt wurde. Daraus entstand für diese Knochen die Bezeichnung „Eisbein“. Ab dem 18. Jahrhundert entwickelte sich aus dem Schöfeln ein Volksport. Auch heute noch tummeln sich im Winter, wenn das Eis trägt, Jung und Alt auf den zahlreichen zugefrorenen Gräben und Gewässern.
Breinermöörkes – made in East Frisia
Die Popularität des Schöfelns führte in Breinermoor in Westoverledingen in den 1860er Jahren zu der Erfindung und Herstellung eines
eigenen Schlittschuhtyps. Unter der Bezeichnung Breinermoorer oder Breinermöörker Schöfels gingen sie in den allgemeinen ostfriesischen Wortschatz ein und hatten den Vorteil, dass sie unter jeden Schuhtyp und jede Schuhgröße geschnürt werden konnten.Kleiner Tipp: in dem Archäologischen Forschungsinstitut der Ostfriesischen Landschaft befindet sich ein mittelalterlicher Schlittknochen, der bei Graungen in der Kirchstraße in Emden gefunden wurde.
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Fastnacht: Das Fastnachtslaufen der Handwerker
Am Rosenmontag findet im Harlingerland, im Jeverland und auf der Insel Wangerooge das Fastnachtslaufen der Auszubildenden und Gesellen der verschiedenen Handwerke statt.
Sillenstede und Hohenkirchen gelten auch im 21. Jahrhundert als die Hochburgen, während in den Städten wie Jever und Schortens dieser Brauch seit den 1970er Jahren nicht mehr ausgeübt wird. Bereits um 5:00 Uhr morgens treffen sich die Auszubildenden, um in Gruppen unter viel Getöse von Haus zu Haus zu ziehen. Jede Gruppe setzt sich aus je einem „Hauptmann“, einem „Schornsteinfeger“ und einem „Eierweib“ zusammen. Der „Hauptmann“ schlägt dabei die Teufelsgeige, ein traditionelles Instrument, bestehend aus einem mannshohen Stock, an dem Schellen und eine Metallsaite befestigt sind. Der zweite ist der „Schornsteinfeger“ oder Schwarzmacher, der mit seinem Beutel voll Ruß den Geizigen die Wangen schwärzt. Das „Eierweib“ hat als dritte im Bunde die Aufgabe, die durch Gesang erbettelten
Geldgeschenke einzusammeln. Zu den schrillen Tönen der Instrumente singen sie:„Heute woll‘n wir Fastnacht feiern und begehren Wurst und Eier und ein bisschen Taschengeld, jeder gibt, was ihm gefällt. Vivat, Fastnacht ist nun da, und wir rufen laut hurra!“
Die reichliche Ausbeute dieses Heischegangs wird abends gemeinsam mit den Meistern geteilt, um anschließend noch kräftig zu feiern.
Das Fastnachtslaufen der Kinder – oder einen „Heedwig“ für jeden
Was in Ostfriesland das Martinilaufen für die Kinder, ist in vielen Orten des friesischen Jeverlandes das Fastnachtslaufen am Dienstagnachmittag.
Maskiert und in Kostümen ziehen sie durch die Straßen, singen dabei Lieder wie „Ich bin ein armer König, gib
mir nicht zu wenig, gib mir nicht zu viel mit dem Besenstiel“, um sich damit Süßigkeiten zu ersingen. Heedwigs,
heiße Wecken oder Brötchen, gelten dabei im gesamten Jeverland als die Spezialität, die zu Fastnacht in keiner
Bäckerei fehlen darf. Diese größer ausgefallenen Hefeteigbrötchen beinhalten Rosinen und Sukkade, damit sie Groß und Klein schmecken. -
Bessensmieten am Fastnachtsdienstag
Am Fastnachtsdienstag trifft man sich zum Bessensmieten.
Diese Mannschaftssportart des Besenwerfens findet überwiegend im Landkreis Wittmund und dem Jeverland zur Winterzeit, bevorzugt am Fastnachtsdienstag statt. Es gelten Regeln wie beim Boßeln, nur dass handelsübliche Reisigbesen als Wurfgeschosse dienen. Ausgangs- und Zielpunkt ist immer der Ofen eines Privat- oder eines Gasthauses. Es geht beim Bessensmieten darum, den Kopf des Besens so weit wie möglich zu werfen. Sieger ist die Mannschaft mit der geringsten Wurfzahl.
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Frühjahrsbräuche und Maiengrün - Ostern – Paasken
Die Tage von Karfreitag bis Ostersonntag, von der Kreuzigung Christi bis zu seiner Auferstehung, sind die höchsten Feiertage im christlichen Jahreslauf.
Das Wort Ostern wird abgeleitet aus dem mittelhochdeutschen Osteren, der heidnischen Frühlingsgöttin Ostara
und dem angelsächsischen Eostrae d.h. Easter und bedeutet so viel wie Morgenröte und steht symbolisch für die Lichtwerdung, aber auch für das Frühlingserwachen und damit für die Fruchtbarkeit der Natur. Das plattdeutsche Wort Paasken leitet sich von dem jüdischen Passah-Fest ab. In Ostfriesland sind viele Bräuche in Verbindung mit Ostern überliefert und werden auch im 21. Jahrhundert mit Begeisterung ausgeübt. -
Paaskefüür – Osterfeuer am Ostersonnabend
Lange vor Ostern sammeln die Menschen Reisigholz und anderes brennbares Material, um es auf freien Flächen zu hohen Haufen zu stapeln.
Mit dem Einbruch der Dämmerung kommt der große Moment, den alle schon lange ersehnen. Die Dorfgemeinschaft
versammelt sich rund um den Reisighaufen, trinkt gemeinsam, lauscht dem Posaunenchor und wartet auf den feierlichen Augenblick, wenn das Osterfeuer entzündet wird. Auf diese Weise wird der Winter vertrieben und der Frühling begrüßt.Eine Beschreibung aus Borkum:
„Auf Borkum wird das Osterfeuer nach strengen Vorgaben entzündet. Bereits im Herbst werden die gesammelten Sträucher, Äste und nach Weihnachten auch die alten Tannenbäume abgeholt und in den Dünen deponiert. Kurz
vor Ostern bauen vor allem die jungen Leute einen meterhohen Turm, dem Stöner genannte Stützen an den Ecken Halt geben. Im Zentrum des Haufens konstruieren geschickte Feuerturmbauer einen Schlot, der ähnlich wie bei einem
Schornsteinzug einen Sog entstehen und die Flammen von innen auflodern lässt. Am Abend des Ostersonnabends wird das hölzerne Werk mit bunten Wimpeln an den Stönerenden und auf der Spitze beflaggt und eine ausgestopfte
Puppe an der Spitze befestigt. Tagsüber wird der für das Osterfeuer vorbereitete Haufen bewacht, um ein vorschnelles Abfackeln zu verhindern. Mit Einbruch der Dunkelheit strömen die Einheimischen und Gäste herbei. Die Fackeln werden angezündet und das Feuer wird an mehreren Stellen gleichzeitig entzündet, um eine große und regelmäßige Flamme zu erhalten. Durch den Schlot beschleunigt, schnellen die Flammen hoch, was von den Zuschauern mit einem langanhaltenden Applaus quittiert wird. Bald brennen auch die Fahnen und die an der Spitze angebrachte Puppe, ein
Moment, der vom Publikum begeistert aufgenommen wird. Lange lodert das Feuer, und allmählich sinkt der Turm in sich zusammen, und die verbrannten Stöner stürzen ein. Am kommenden Morgen sieht man auf dem Dünenhügel an der Stelle, wo das Osterfeuer stattfand, nur noch ein Häufchen Asche.“ [Borkumer Jungens e.V. von 1830] -
Hicken-Bicken-Sönndag
Deutschlandweit wird den Kindern erzählt, der Osterhase habe Eier bunt gefärbt und im Garten versteckt, damit sie von den Kindern wieder gefunden werden.
Der Brauch des Ostereiersuchens wird bereits im 19. Jahrhundert erwähnt. In Ostfriesland endet er nicht mit dem
Eiersuchen, sondern die hart gekochten bunten „Trophäen“ sind Grundlage für vielerlei „Wettkämpfe“ rund ums Ei.
Sie werden am Ostersonntag beim Hicken-Bicken mit den Spitzen gegeneinander gestoßen. Gewonnen hat der,
dessen Eier unversehrt bleiben. Bis ins 20. Jahrhundert fand das Eiertrüllen und Eiersmieten an den Osterfeiertagen
statt. Die verbliebenen Eierreste wurden am Upfreten Dingsdag verspeist. In heutiger Zeit spielt sich zumeist alles
am Ostersonntag ab.Warum sind Ostereier bunt?
Die sieben Wochen Fastenzeit sind eine Zeit des Verzichtes auf Fleisch, Eier, Milch. Damit am Ende der Fastenzeit unterschieden werden kann zwischen den frischen Eiern und den hartgekochten aus der Fastenzeit, werden diese bunt gefärbt bzw. bunt angemalt.
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Eiertrüllen
Beim Eiertrüllen werden die hart gekochten Eier von Kindern und Erwachsenen von Deichen, Dünen oder „Bergen“ gerollt.
Dabei wird eine Lünskebahn, eine Rollbahn gebaut, um in dieser Laufrille aus Sand die Eier einen kleinen Hügel hinab rollen zu lassen. Das Ziel dabei ist, die Eier möglichst weit und unversehrt ins „Tal“ zu bringen. Beliebter Ort für diesen Brauch ist in Leer der circa neun Meter hohe Plytenberg, in Aurich bevorzugt man die sogenannten Eierberge in Aurich-Wallinghausen, und in Schortens befindet sich der Eierberg im Klosterpark Oestringfeld
Eiertrüllen auf Langeoog
Im Dünengebiet des Pirolatales auf Langeoog ist das Eiertrüllen zu Ostern als Familienspiel zu beobachten. In verschiedenen Varianten werden hart gekochte bunte Ostereier die Dünen herab geworfen oder eine Lünskebahn genannte Rinne hinunter gerollt. Bei beiden Varianten – dem Trüllen und dem Werfen – geht es darum, das Ei des
Herausforderers zu treffen oder aus dem Weg zu befördern. Auch auf Langeoog gibt es den Eierweitwurf, der ähnlich funktioniert wie das Klootschießen oder das Trüllen der Eier nach Boccia-Regeln. -
Eiersmieten - Weitwurf mit Eiern
Beim Eiersmieten werfen Kinder auf einer Wiese oder am Deich die gekochten Eier so weit wie möglich.
Sieger ist derjenige, dessen Ei sowohl am weitesten fliegt als auch unversehrt bleibt. Diese Tradition des Eiersmietens
ist im 21. Jahrhundert an vielen Orten Ostfrieslands bei Kindern und Jugendlichen lebendig geblieben. -
Nötenscheten
Der österliche Brauch des Nötenschetens, also des Werfens mit Kugeln nach Nüssen, stammt ursprünglich aus den Niederlanden und ist auch im 21. Jahrhundert noch lebendig.
In Ostfriesland wird das Wurfspiel mit Walnüssen am ersten Ostertag vor allem in den Heimatvereinen im Rheiderland
oder in Westoverledingen gespielt. Bei einer Variante dieses Spiels nehmen pro Runde maximal sechs bis acht Spieler
teil. Diese erhalten nummerierte Kugeln aus Eisen oder Hartholz. Der Reihe nach geht es darum, aus einer Entfernung
von fünf bis zehn Metern möglichst viele Walnüsse der anderen aus einem Kreis zu schießen. Die Nüsse wurden
zuvor, ähnlich wie beim Boccia, in den Ring geworfen. Gelingt es, die Nuss eines Mitspielers mit der eigenen Kugel
aus dem Ring zu kicken, so geht diese in den Besitz des geschickteren Werfers über. Schießt man jedoch nicht die
Nuss, sondern die Kugel des Gegners aus dem Ring, so ist der Eigentümer der „abgeschossenen“ Kugel ausgeschieden. Das Spiel endet, wenn entweder alle Nüsse aus dem Kreis geschossen oder alle Mitspieler ausgeschieden sind.
Die zweite Variante erfordert beim Nötenscheten das Ziehen einer langen Linie mit Querlinien je nach Anzahl der
Mitspieler. Auf die Schnittstellen bauen die Spieler aus vier Walnüssen Hüüske genannte Walnusshäufchen, indem drei
Nüsse unten das Fundament bilden. Anschließend werfen sie ihre Eisenkugel mit dem Ziel, möglichst viele Hüüskes
der Mitspieler zu Fall zu bringen. -
Tanz in den Mai - Maibaumaufstellen und -stehlen
Der Tanz in den Mai und das Aufstellen des Maibaums ist ein deutschlandweit bekannter Brauch, der sich in Ostfriesland gerade bei der Jugend größter Beliebtheit erfreut.
Wie alt der Brauch mindestens ist, zeigt ein Erlass aus dem Jahr 1647, in dem der ostfriesische Graf Ulrich aus dem Hause Cirksena ihn per polizeilicher Verordnung verbieten lassen wollte, was aber wenig Wirkung zeigte. Am Vorabend zum 1. Mai wird in der Gemeinschaft – meist durch die jungen Leute des Ortes – auf dem Dorfplatz ein langer Pfahl mit Tannenzweigen, Birkengrün und bunten Bändern geschmückt. Oft folgt darauf ein Umzug durchs Dorf, damit alle Bewohner das Werk bewundern können. Gemeinsam stellt man anschließend den Maibaum auf und muss diesen dann bewachen, denn der Brauch besagt, dass andere Baumbesitzer den Baum von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang am 1. Mai nach bestimmten Regeln stehlen dürfen. Der Maibaum darf in einem unbewachten Moment mit drei symbolischen Spatenstichen und dem einmaligen Handanlegen „erobert“, anschließend ausgegraben und dann abtransportiert werden. Schafft dies eine Mannschaft, so muss er entsprechend wieder ausgelöst werden, damit der Maibaum zu seinem ursprünglichen Ort zurückgeholt werden darf. Zum Auslösen und für den Rücktransport des
Maibaumes gelten ebenfalls strenge Regeln. Bleibt der Maibaum in eigenem Besitz und unversehrt an seinem Platz, so
folgt dem gemeinsamen Schmücken meist der Tanz in den Mai oder ein fröhliches Feiern im Freien.Auf den Inseln: Unter den Insulanern ist es auch üblich, sich nachts mit dem Boot gegenseitig den Baum zu entwenden, und in Bensersiel wird heute noch befürchtet, dass Nächtens junge Männer aus Langeoog übersetzen, um den Maibaum zu stehlen.
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Himmelfahrt - Brautpfadlegen
Das Brautpfadlegen am Himmelfahrtstag ist ein Brauch, der überwiegend im Landkreis Aurich zu finden ist.
Am Tag vor Christi Himmelfahrt sammeln Kinder Blumen und legen am nächsten Morgen den Bruudpadd. Dafür dient ein mit Sand und Moos ausgelegter Holzrahmen als Umgrenzung, in dem Blüten zu einem kunstvollen Bild gestaltet werden. Traditionelle Motive wie Kreuz, Herz und Anker für Glaube, Liebe, Hoffnung werden inzwischen durch fantasievolle Landschaften, Schiffe, Windmühlen oder Leuchttürme ergänzt.
Zum Erhalt von geschützten Wildblumen werden Brautpfade seit dem Ende des 20. Jahrhunderts nicht mehr nur aus wilden Blumen wie Veilchen oder Butterblumen gelegt, sondern es dürfen auch Gartenblumen verwendet werden.
Mancherorts wie in Großefehn, in Aurich oder Hage werden die schönsten Motive durch eine Jury begutachtet und prämiert.Die Sage zum Brautpfadlegen: Das Brautpfadlegen geht angeblich auf eine tragische Liebesgeschichte zurück, die sich in Aurich zugetragen haben soll. Der Sage nach wollte eine Fürstentochter aus dem Hause der Cirksena heiraten. Die Trauung war auf Himmelfahrt festgelegt. Auf dem Weg zur Hochzeit starb der Bräutigam durch die Hand eines Nebenbuhlers.
Vor lauter Kummer darüber verstarb auch die Braut, und die Blumen, die für ihre Hochzeit ausgestreut lagen, zierten nun den Trauerzug. -
Pfingsten
Pfingsten auf Borkum oder der Maibaum, der ein Pfingstbaum ist:
Ein überwiegend im Landkreis Wittmund, aber auch auf den Inseln Borkum und Norderney ausgeführter Brauch ist das Aufstellen des Maibaumes zu Pfingsten.
Der Borkumer Maibaum wird am Pfingstsonnabend gut sichtbar in der Ortsmitte aufgestellt. In Anlehnung an die Seefahrt erhält er die Form eines Mastes mit Rahsegeln, wobei viel Blattgrün die Fläche der Segel symbolisieren soll. Als
Andeutung für den Mastkorb, der als Ausguck diente, wird oben in die Spitze des Maibaums ein Weidenkorb gehängt. In diesen Korb setzen die Borkumer Jungens e.V. einen lebenden Hahn samt Futter und Wasser. Dort muss er eine
Woche, solange der Baum steht, ausharren. In der Nacht zuvor wurde das Tier von den Borkumer Jungens e.V. nach festen Regeln seinem Besitzer „entwendet“. Neben dem Hahn hängt im Baum eine leere Flasche als deutlicher Hinweis
auf dessen Auslösung nach den Pfingsttagen. Der Besitzer des Hahns wird auf einer Tafel benannt, auf der zum Beispiel steht: „Ik kraih för Jochen Meyer“.Mit Tanz und Gesang rund um den Baum wird anschließend gefeiert. Am Morgen des Pfingstsonntags ist es die Aufgabe des Hahns, als Orakel zu dienen. Sein Krähen soll prophezeien, ob es auf Borkum eine gute Saison und einen
fruchtbaren Sommer geben wird. Schweigt er, so wird dennoch eine gute Saison erwartet. -
Die Mühlenwette in Neustadtgödens
Es gibt viele Bräuche in Verbindung mit Windmühlen, die mit der Elektrifizierung
ihre eigentliche Bedeutung verloren haben.Traditionell ist aber seit über 30 Jahren der Pfingstmontag deutschlandweit Mühlentag, an dem viele historische Mühlen geöffnet sind und diese Bräuche vorgestellt werden. Ein Brauch in Neustadtgödens wird seit Mitte des 20. Jahrhunderts in der Bevölkerung immer populärer. Am Pfingstmontag treten zwei Mannschaften vor der Wasserschöpfmühle in Wedelfeld bei Neustadtgödens gegeneinander an. Nach dem Gottesdienst im Freien geht es um die Frage „De Möhlen: Dreiht de sük, of dreiht de sük nich?“ Nachdem die beiden Parteien ihre Prognose abgegeben haben, löst der Müller die Bremse, und alle warten gespannt, ob die Flügel sich drehen. Ein Flügel ist markiert und gilt als Anhaltspunkt für das zehnmalige Drehen der Windräder. Sind zehn Umdrehungen geschafft, dann winken der Gewinnermannschaft Ruhm und Ehre, die es im darauffolgenden Jahr zu verteidigen gilt.
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Ein Pfingstbaum für den neuen Nachbarn
Traditionell wird in einigen Regionen neuen Bewohnern, die bis Pfingsten ein neues Haus bezogen haben, von den Nachbarn gemeinschaftlich ein Pfingstbaum in den Vorgarten gestellt oder ein Bogen an der Eingangstür angebracht. Der Mast des Pfingstbaumes besteht aus einem Birkenstamm ohne Geäst, aber noch mit maigrüner Krone. Daran wird ein Querbalken befestigt, an dem zu beiden Seiten geschmückte Kränze hängen. In der Gemeinschaft wird der Baum abends zu den neuen Nachbarn transportiert und aufgestellt, um die Begrüßung mit einem Umtrunk abzuschließen.
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Anbaden auf Baltrum zum 15. Mai
Seit dem 19. Jahrhundert gilt der Seebäderverkehr als wichtige wirtschaftliche Grundlage für die sieben ostfriesischen Inseln.
Im Jahr 1797 erfolgte auf Norderney die offizielle Eröffnung der ersten Seebadeanstalt in Ostfriesland. Der Seebädertourismus wurde ausgelöst durch die wissenschaftliche Deklarierung des Nordseewassers und der Luft als gesundheitsfördernd. Die ersten 250 Kurgäste kamen noch mit der Kutsche über Hilgenriedersiel auf die Insel. Die Überfahrt per Schiff löste aber recht bald die ursprüngliche Transportweise ab. Baltrum wurde im Jahr 1876 zum Seebad ernannt. Die traditionelle Form des Anbadens ist seit dem 20. Jahrhundert ein Brauch, der mit dem Entstehen des Seebäderverkehrs aufgekommen ist.
Das inoffizielle Anbaden erfolgt auf Baltrum zum Neujahrstag, wenn die ersten Mutigen zum „Neujahrsbaden“ ein kaltes Bad nehmen. Die offizielle Eröffnung der Badesaison beginnt mit dem Anbaden am 15. Mai, wobei die Uhrzeit dieses Brauchs von der Tide abhängig ist. Zunächst beginnt man mit einem Saunagang, um sich dann in die Fluten der Nordsee zu stürzen, ganz gleich, wie die Wetterlage aussieht. Damit gilt offiziell die Badesaison als eröffnet, und die Erwachsenen, die den mutigen Sprung in die Wellen gewagt haben, erhalten einen Schnaps zum Aufwärmen.
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Sommersportarten
Pulsstockspringen oder Paddstockspringen:
Der Paddstock ist im Wortsinne ein Stock, mit dem man sich seinen „Pfad“ macht, wo es keinen gibt.
Zum Überwinden von Sloten, also von Gräben oder kleineren Wasserläufen ohne Brücke, nutzte man bis zur Mitte
des 20. Jahrhunderts einen langen Stab. Die Technik erfordert ein wenig Geschick, da man mit etwas Anlauf den langen
Stock ins Wasser rammt, um dann mit dem Schwung des Anlaufs auf das andere Ufer überzusetzen. Seit einigen
Jahrzehnten wird diese traditionelle Technik des Übersetzens in Gegenden wie zum Beispiel dem Rheiderland oder
dem Jeverland als sportlicher Wettbewerb ausgeübt. -
Kreierrennen – Schlickschlittenrennen
Die Dollartfischer nutzten den Schlickschlitten, um damit über das trockengefallene Watt zu ihren Reusen zu gelangen und dort den fangfrischen Fisch oder Granat, das heißt die Garnelen, einzuholen.
Dafür kniete man mit einem Bein auf dem Kreier und stieß sich mit dem anderen im Schlick ab. Das plattdeutsche Wort kreiern hat dabei die Bedeutung von Abstoßen. Mit dem Ende der gewerbsmäßigen Reusenfischerei in der Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich diese Art der Fortbewegung nur noch in sportlichen Wettbewerben erhalten. Im Sommer werden an der gesamten Küste vom Dollart bis zum Jadebusen zahlreiche Schlickschlittenrennen durchgeführt.
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Kaispööl auf Norderney
Kaispööl ist ein Wurfspiel auf Norderney. Zum Einsatz kommen dabei Münzen von geringem Wert und sogenannte
Kaisteine, die entweder aus Eisen oder Stein sind und der Form eines Handschmeichlers ähneln.Zunächst werden in einigem Abstand je ein Geld- und ein Zielstein hochkant aufgestellt. Um die Reihenfolge der Spieler zu ermitteln, legt jeder eine Münze auf den Geldstein zu seinen Füßen. Dann geht es darum, mit seinem Kaistein so nah wie möglich an den 16 Meter entfernten Zielstein heranzuwerfen, ohne diesen zu treffen. Der Beste dieser ersten Runde beginnt nun den Geldstein und die Münzen zu seinen Füßen anzuwerfen. Will man seinen Platz als Werfer verbessern, so muss eine weitere Münze als Einsatz auf den Stein gelegt werden. So ist es erlaubt, nochmals seinen Kaistein näher an den Geldstein zu werfen, was als lappen bezeichnet wird. Sind alle Spieler mit Werfen an der Reihe gewesen, so wird in umgekehrter Reihenfolge vom Zielstein zum Geldstein geworfen, auf dem noch immer die Münzen liegen. Jetzt geht es darum, den Geldstein umzuwerfen. Gelingt dies, so gehören dem glücklichen Werfer die Münzen, die mit der Wattseite, also dem Wappen nach oben liegen. Münzen, die mit der Nettseite, das heißt mit der Zahl nach oben liegen bleiben, werden auf den Geldstein zurückgelegt. Gespielt wird so lange, bis kein Geld mehr unter den Teilnehmern vorhanden ist. In Zeiten mit wenig Bargeld waren die Norderneyer erfinderisch, um ihrer Leidenschaft des Kaispööls frönen zu können. Sie verwendeten anstelle von Münzen sogenannte Plöttjes, also Porzellanscherben, wobei man darauf achtete, Scherben mit verschiedenen Dekoren wie der Ostfriesischen Rose oder der Strohblume auszuwählen, um sie den jeweiligen Spielern zuordnen zu können. Bis vor einigen Jahren spielten die Männer noch jeden Sonntag von 11:00 Uhr bis zum Mittag in den Dünen.
Das Wort Kaispööl setzt sich zusammen aus Spööl für Spiel und dem Niederländischen Kei für Stein, da man abgerundete Steine für dieses Spiel nutzte und nutzt. Das Kaispööl kommt ursprünglich aus den Niederlanden, wo es unter dem Namen „Kaaibakker“ in Wettkämpfen ausgetragen wird. Heutzutage finden Wettbewerbe zwischen Niederländern und Norderneyern statt, wobei der Austragungsort die jeweils heimische Variante der Spielregeln vorgibt.
Eine Erinnerung eines Insulaners: „In den 1950er Jahren haben wir Kinder, sobald die Männer ihr Kaispööl beendet hatten, den Sand rund um die Spielstätte ausgesiebt, in der Hoffnung, vergessene Münzen zu finden. Mit diesen Pfennigen kauften wir uns in der Bäckerei Kuchenkrümel.“
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Schützenfest in Esens im Juli
Die fünfte Jahreszeit in Esens: Die Schützencompagnie Esens e.V. von 1577 kann mit ihrem Schützenfest auf eine beinahe ebenso lange Tradition zurückblicken wie der Gallimarkt in Leer.
In Esens gilt der Satz: „Es gibt viele Schützenvereine, aber nur eine Schützencompagnie!“
Es zählt zu den größten Festen seiner Art in Niedersachsen und gilt als eines der wichtigsten in Ostfriesland. In Esens beginnen die Feierlichkeiten am Freitag mit der Festplatzeröffnung und dem abendlichen Platzkonzert auf dem Marktplatz, dem sich ein Fackelumzug mit dem „Großen Zapfenstreich“ anschließt. Die Straßen werden von den Einwohnern mit Fahnen und Girlanden geschmückt – darunter auch mit gelb-blauen Wimpeln in den Farben des Harlingerlandes. Am Samstag wird der Jungschützenkönig ermittelt, worauf abends der Festball folgt. Hier werden sowohl langjährige Schützen der Compagnie geehrt als auch Schausteller, deren Familien zum Teil mehr als 100 Jahre
mit ihren Fahrgeschäften nach Esens kommen. Sonntagmittag erfolgt der erste Festumzug vom Marktplatz zum Schützenplatz, an dem in der Regel über 1500 Schützen, Musikanten und Vereinsmitglieder teilnehmen. Am folgenden Montag wecken Böllerschüsse um 5:30 Uhr die Schützen und die Bewohner der Stadt Esens.
Nach dem Morgenappell des Bürgermeisters treten Schützen, Vereine sowie
die Ehrengäste der Compagnie wie Behördenspitzen, Politiker und Vertreter der Bundeswehr, die so genannten Zylinderschützen, zum zweiten Festumzug an, der von örtlichen Reitern angeführt wird. Am Vormittag wird der neue Schützenkönig ausgeschossen, der mittags durch den Major der Schützencompagnie, begleitet von drei Böllerschüssen, proklamiert wird. Als Insignien werden ihm die Schützenkette mit Schild und einem Papagoyen, einer Papageiendarstellung aus dem 18. Jahrhundert überreicht. Ehemaliger und neuer König trinken nacheinander aus einem silbernen Kelch.An diesem Tag bleiben in Esens die Geschäfte geschlossen und Firmenbelegschaften gehen gemeinsam zum Feiern auf
den Schützenplatz. Für den Dienstagnachmittag organisiert die Compagnie das Kinderprogramm, abends bildet ein großes Höhenfeuerwerk den Schlusspunkt. Das gemeinschaftliche Leben der Esenser Schützen beschränkt sich nicht nur auf das jährliche fünftägige Fest, sondern bietet das ganze Jahr über in den 13 Corporalschaften, also Unterabteilungen, sowie in den weiteren Abteilungen ein reiches Angebot in Form von Wettkämpfen, Ausflügen und geselligem Beisammensein.„Man bekommt Gänsehaut, wenn bei der Proklamation vor 2000 Zuschauern der Name des neuen Schützenkönigs
genannt wird und der Beifall aufbraust, bevor der Schütze zum Überreichen seiner Insignien auf das Podest kommt.“ [Zitat eines Zeitzeugen]„Wie präsent Esenser Juden im Leben der Stadt waren, zeigt auch die Ehrung von Simon Oppenheimer zum Schützenkönig im Jahr 1902.“ [Reise ins jüdische Ostfriesland, Seite 20, Aurich 2013]
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Herbst - Erntekranz und Tuffelmarkt
Die Ostfriesische Halbinsel ist bis Mitte des 20. Jahrhunderts eine überwiegend von Landwirtschaft und Seefahrt geprägte Region gewesen.
Viele Bräuche, die mit der Ernte verknüpft waren, sind mit der beginnenden Technisierung der Land- und Viehwirtschaft recht bald in Vergessenheit geraten. Ein bis in das heutige Jahrtausend erhaltener Brauch ist das gemeinsame Binden der Erntekrone und das Feiern des kirchlichen Erntedankfestes, welches man in vielen Gegenden findet. An vielen Orten in Ostfriesland treffen sich dann die Menschen, um Erntekronen aus Hafer, Weizen, Roggen und anderen Getreidesorten zu binden. Die Krone wird in einem festlichen Zug zur Kirche getragen und vor dem Chorraum, meistens über dem Taufbecken, aufgehängt. Buntes Erntegut schmückt das gesamte Kirchenschiff, wenn am Erntedanksonntag der Freudengottesdienst stattfindet. Der Erntedankgottesdienst wird in manchen Gemeinden traditionell auf Plattdeutsch
gehalten. Das geschieht auch in Orten, in denen dieses entweder kaum noch gesprochen wird oder den Pastoren nicht mehr geläufig ist. In einigen Teilen Ostfrieslands wird die Erntekrone auch in einem Festzelt oder auf dem Festplatz angebracht. Oftmals wird unter der Krone getanzt, und ein Erntedankmarkt oder Korso zeigt die Vielfalt der Feldfrüchte. In Wittmund findet alljährlich eine große Erntekrone ihren Platz im Treppenhaus des Landkreisgebäudes, und im Kreis
Friesland übergibt man dem Landrat feierlich die Erntekrone. Festliche Umzüge anlässlich der Ernte werden heute noch unter anderem in Münkeboe, Schwerinsdorf, Klostermoor und Völlenerkönigsfehn durchgeführt.Ostfriesland ist auch Kartoffelland. Über die Grenzen hinaus sind die fetten Kleikartoffeln ein Markenzeichen für Qualität und Geschmack. Die in Gegenden wie zum Beispiel Großheide oder dem Brookmerland stattfindenden Tuffelmarkten, also Kartoffelmärkte, zeugen von der Bedeutung dieser Erdfrucht für die Landwirtschaft und setzen den Abschluss der Kartoffelernte. Die Tuffelarnt setzt ein, sobald das Kartoffelkraut abgestorben ist und muss traditionsgemäß bis zur
Eröffnung des Gallimarktes in Leer beendet sein. -
Der Gallimarkt im Oktober - Die fünfte Jahreszeit in Leer
Die beiden größten Volksfeste, das Esenser Schützenfest und der Gallimarkt in Leer, prägen den Kalender der Festbräuche
in Ostfriesland.Der Gallimarkt entstand bereits 69 Jahre vor seinem Pendant in Esens. Heute findet er alljährlich am zweiten
Mittwoch im Oktober statt und endet am darauffolgenden Sonntag.1508 erhielt Leer das Marktrecht durch Graf Edzard den Großen. Er setzte den Termin für diesen Viehmarkt ursprünglich auf den 16. Oktober fest, den Todestag des Heiligen Gallus, eines irischen Missionars. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich daraus ein Volksfest, wobei der Viehmarkt heute noch Bestandteil des Festes ist. Den Auftakt der Veranstaltung machen um 6:00 Uhr die Händler mit dem Viehmarkt, der nur an diesem einen Tag auf der Nesse stattfindet. Um 11:30 Uhr folgt dann in der Altstadt die Eröffnung der Kirmes. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde anlässlich der 400-Jahrfeier der Brauch wieder eingeführt, dass zwei, später drei Herolde zusammen mit dem Bürgermeister den Gallimarkt eröffnen. Zunächst hält dieser auf der Rathaustreppe eine unterhaltsame Rede auf plattdeutsch. Im Anschluss daran geben die Herolde mit ihrem berühmten Ruf den offiziellen „Startschuss“ für das fröhliche Treiben in den nächsten fünf Tagen.
Der Ruf der Herolde:
Der Ruf der Herolde lautet seit Mitte des 19. Jahrhunderts: Radeau, Radeau, raditjes doe, – Radeau, Radeau, raditjes doe,-
de Stadt, de hört de König toe, – Die Stadt gehört dem König, radeau, radeau raditjes dum! – radeau, radeau raditjes dum!
De Börgmester led verbeden, – Der Bürgermeister lässt verbieten dat nüms mag kopen of verkopen – Niemand darf kaufen oder verkaufen bevör de Klocke negen sleit, – bevor die Glocke neun schlägt, bi Verlüss van Goderen – unter der Androhung des Verlustes aller Güter un all wat over tein Pund weggt, – und alles was über 10 Pfund wiegt, is na de Waage to brengen, – ist zur Waage zu bringen, un darnaa dree Daag free Markt! – und danach drei Tage freier Markt.
Der Gallimarkt ist für viele Ostfriesen, vor allem aber auch für Leeraner mit neuem Wohnsitz, Anlass, sich Urlaub zu nehmen, um in Leer alte Freunde wiederzutreffen. -
Winter - Wenn die Natur ruht
Viele sportliche Traditionen entstanden in der kalten Jahreszeit, wenn die wichtigsten Arbeiten in der Landwirtschaft abgeschlossen waren und den Menschen mehr freie Zeit für das gemeinschaftliche Miteinander blieb.
Manche Arten des Friesensports, wie zum Beispiel das Boßeln, konnten erst ausgeübt werden, wenn der Boden so hart gefroren war, dass die Kugeln gut rollen konnten. In heutigen Zeiten ermöglichen gepflasterte oder asphaltierte Straßen die Ausübung der Sportarten auch zur Sommerzeit.
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Winterzeit ist Grünkohlzeit
Wie Boßeln, Bessensmieten – auch Bessemsmieten – und Klootschießen zum Winter in Ostfriesland gehören, so beliebt ist das Grünkohlessen, um sich in der kalten Jahreszeit aufzuwärmen.
Der Grünkohl hat je nach Region sehr unterschiedliche Bezeichnungen wie Gröönkohl oder Speck ’n Kohl. Allen gemeinsam sind seine Zutaten sowie die Zubereitung, bestehend aus gehacktem Grünkohl und Zwiebeln mit einem Zusatz von Hafergrütze oder dicker Grütze, die unter Zugabe von Kassler und Speck gekocht werden. Als Beilage kommen Kartoffeln, Pinkel-Würste, Senf und eingelegter Kürbis. Um diese deftige Speise verdauen zu können, wird abschließend ein Schnaps gereicht. Das berühmteste Grünkohlessen findet im November zur Eröffnung der Grünkohlsaison auf dem Zeteler Markt statt. Dort wird in jedem Lokal ausschließlich die Palme des Nordwestens angeboten. Grünkohl benötigt zur Geschmacksverfeinerung zumindest eine Frostnacht.
Früher galt als Faustregel:
„Dat Stück Speck dürt so dick wesen as ’n lütters Gesangbook.“ -
Friesensport - Klootschießen – Klootscheten
Beim Klootschießen handelt es sich vermutlich um die älteste Disziplin im Friesensport. Seine Ursprünge sollen in der alten Verteidigungsform liegen, bei der man die Feinde mit Lehmkluten, den Lehmklumpen, bewarf.
Die Wettkämpfe finden meist auf zugefrorenen Weiden statt. Das Wurfgeschoss ist eine mit Blei ausgegossene Holzkugel, die möglichst weit geschleudert werden soll. Die Wurftechnik ist sehr ausgefeilt. Der Werfer nimmt über 25 Meter Anlauf, springt auf ein Absprungbrett, um dann den Kloot möglichst
weit zu schleudern. Eine Landesgerichtsklage aus dem Jahr 1510 berichtet von der Verletzung eines Gastwirtes durch einen Kloot, verursacht durch einen unachtsamen Werfer, und belegt die lange Tradition, in der dieser Sport steht.Klootschießen auf Spiekeroog: Auf Spiekeroog gelten sehr eigene Regeln für das Klootscheten. Das Dorf
ist durch eine Nord-Süd-Linie nahe der Kirche zweigeteilt in das Oosterloog und das Westerloog, welche auch die beiden Parteien darstellen, die gegeneinander antreten. Als Herausforderung hängt man den Kloot im Gebiet der Gegenpartei in einen Baum. Zum Zeichen der Annahme der sportlichen Herausforderung holt man die Kugel vom Baum. Ist der Boden durch Frost möglichst hart gefroren, kann der Wettkampf durchgeführt werden, wobei die Strecke vom Westende zum Ostende und zurück ins Dorf führt. Anders als auf dem Festland wird vor dem Wettkampf im Dorf von Haus zu Haus angefragt, auf welche Mannschaft man wettet. Der eher kleine Gewinn wurde bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts anschließend genutzt, um ihn bei Eierbier, einem warmen Bier mit geschlagenem Ei, und Tanz wieder auszugeben. Da Familienmitglieder aus Trauerhäusern an solchen Feiern nicht
teilzunehmen pflegten, brachte man ihnen ihren anteiligen Gewinn ins Haus. -
Klootschießen auf Spiekeroog
Auf Spiekeroog gelten sehr eigene Regeln für das Klootscheten. Das Dorf ist durch eine Nord-Süd-Linie nahe der Kirche zweigeteilt in das Oosterloog und das Westerloog, welche auch die beiden Parteien darstellen, die gegeneinander
antreten. Als Herausforderung hängt man den Kloot im Gebiet der Gegenpartei in einen Baum. Zum Zeichen der Annahme der sportlichen Herausforderung holt man die Kugel vom Baum. Ist der Boden durch Frost möglichst hart gefroren, kann der Wettkampf durchgeführt werden, wobei die Strecke vom Westende zum Ostende und zurück ins Dorf führt. Anders als auf dem Festland wird vor dem Wettkampf im Dorf von Haus zu Haus angefragt, auf welche Mannschaft man wettet. Der eher kleine Gewinn wurde bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts anschließend genutzt, um ihn bei Eierbier, einem warmen Bier mit geschlagenem Ei, und Tanz wieder auszugeben. Da Familienmitglieder aus Trauerhäusern an solchen Feiern nicht
teilzunehmen pflegten, brachte man ihnen ihren anteiligen Gewinn ins Haus. -
Friesensport - Boßeln
Laat hum susen – lüch up un fleu herut: Mit diesen beim Boßeln geläufigen Ausrufen „Lass ihn sausen“ oder „Heb ihn auf und wirf ihn hinaus“ werden gerne die Fahnen der Friesensportvereine geschmückt.
Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich aus dem Klootschießen der Boßelsport. Voraussetzung dafür waren befestigte Wege, da es sich beim Boßeln, vereinfacht ausgedrückt, um möglichst weite Würfe mit einer Kugel auf Straßen handelt. In der Regel treten zwei Mannschaften verschiedener Vereine
gegeneinander an. Jede besteht aus vier, acht oder 16 Werfern, aufgeteilt in Vierergruppen. Die Mitglieder einer Mannschaft werfen nacheinander in fester Reihenfolge. Abgeworfen wird jeweils von dem Punkt, bis zu dem der Vorwerfer der eigenen Mannschaft getroffen hat. Bei Einzelmeisterschaften treten einzelne Werfer gegeneinander an. Beim Boßeln geht es darum, möglichst weite Würfe auf der Straße zu erzielen. Benutzt werden Kugeln aus Hartholz, Kunststoff oder Gummi, die nach kurzem oder auch längerem Anlauf kräftig auf der Straße aufgesetzt werden. Ein guter Wurf kann bis über 300 Meter reichen. Ziel ist es, bei einer vorgegebenen Strecke von etwa sechs Kilometern mit einer möglichst niedrigeren Wurfzahl als der Gegner auszukommen, um als Sieger die begehrten Punkte für die
Meisterschaft oder den ausgelobten Pokal zu gewinnen. Landet eine Kugel im Sloot, einem Graben, wird diese mit dem Söker, einem Boßelfangkorb, aus dem Wasser gefischt. Im ostfriesisch-oldenburgischen Bereich sind etwa 40.000 Friesensportler aktiv. Alle vier Jahre finden Europameisterschaften statt. -
Sünnermarten oder Martini
Kippkappkögel un Scherbellenskoppen
In Ostfriesland gilt seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert der 10. November, der Geburtstag des Reformators Martin Luther, als der Termin für die Martinibräuche.
1817 wurde hier das Sankt-Martins-Fest offiziell in das Martin-Luther-Fest umgewandelt und um einen Tag vorverlegt.
Zu Martini verkleiden und maskieren sich die Kinder vor allem im Landkreis Aurich. Mit der einbrechenden Dunkelheit
ziehen sie singend mit Laternen von Haus zu Haus, um für ihre plattdeutschen und hochdeutschen Darbietungen möglichst viele süße Gaben zu erhalten. Waren es bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts noch Backwaren wie Pfeffernüsse, Spekulatius und Moppen, eine Art hartes Honigkuchengebäck, so sind es heute überwiegend Süßigkeiten, die verteilt werden. Das Verkleiden zu Martini brachte dem Brauch bereits im 19. Jahrhundert die Bezeichnung „friesischer Karneval“
ein. Statt der heutigen Papierlaternen dienten den Kindern bis in die 1960er Jahre Kippkappkögels, ausgehöhlte Runkelrüben, die von innen mit einer Kerze beleuchtet wurden, als Laterne auf dem Weg.Ein bekanntes Martini-Lied lautet:
Martinus Luther war ein Christ, ein glaubensstarker Mann.
Weil heute sein Geburtstag ist, zünd´ ich mein Lichtlein an.
Und sing ein Lied nach altem Brauch aus voller Brust heraus.
So singend zog Martinus auch als Kind von Haus zu Haus.
Und als geworden er ein Mann, ward er ein helles Licht.
Dies deutet auch mein Lichtlein an, wenn es die Nacht durchbricht.Text: Georg van Jindelt (1836-1901), Lehrer in Ditzumerhammrich
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Mien lüttje Lateern
Dieses plattdeutsche Martini-Lied gilt als eines der beliebtesten in Ostfriesland. Kompononiert wurde es von Greta Schoon aus Spetzerfehn.
Mien lüttje Lateern,
ik hebb di so geern.
Du danzt dör de Straten,
du kannst dat nich laten.
Ik mutt mit di lopen,
mutt singen un ropen:
Mien lüttje Lateern
Ik hebb di so geern.
Mien lüttje Lateern,
ik hebb di so geern.
Du, Wind, laat dat Susen:
Kruup achter de Husen,
kruup achter de Dieken,
vandaag mußt du wieken.
Mien lüttje Lateern,
ik hebb di so geern.
Mien lüttje Lateern,
du gleihst as en Steern.
Dor tinkelt kien Maandje,
dor kreiht uns kien Hahntje.
Danz wieder, danz wieder!
Ik sing immer blieder:
Mien lüttje Lateern,
ik hebb di so geern.Aus: Greta Schoon, Kuckuckssömmer,
© Schuster Verlag, Leer 1977Vielen Dank an den Schuster Verlag
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Sünnerklaas
Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts stellen die Kinder in Ostfriesland wie überall in Deutschland am Vorabend zum 6. Dezember einen Stiefel vor die Tür, in der Hoffnung, dass ihnen der Nikolaus über Nacht Süßigkeiten oder andere
kleinere Geschenke hineinlegt.Als das große Fest der Geschenke gilt heutzutage Weihnachten. Das war in Ostfriesland nicht immer so: Die meisten Geschenke bekamen die Kinder früher zu Sünnerklaas. Er war es, der der Legende nach nachts auf dem Pferd mit seinen Gehilfen von Haus zu Haus ritt und den Kindern die heiß ersehnten Gaben brachte. Damit er ihr Heim auch nicht übersah, legten sie für sein Pferd eine Scheibe Schwarzbrot, ein Grünkohlblatt oder einen Kluntje auf die Fensterbank. Diese Tradition hat sich zum Teil bis heute in Form eines Würfelzuckers erhalten, der nach draußen gelegt wird.
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Nikolaus auf Juist
Am Vormittag des 6. Dezembers kommt der Nikolaus in einer geschmückten Kutsche durch das Juister Dorf.
Während er früher auf einem Pferd ritt, umringt von vielen Kindern, fährt er heute in seiner Kutsche vom Loog, wo er den Kindergarten „Schwalbennest“ besucht, zur Inselschule. Von dort aus geht es, gemeinsam mit den Kindern, zum Rathaus. Dort wird der Nikolaus herzlich vom Bürgermeister begrüßt, um diesem dann Rat oder Verbesserungsvorschläge für seine Arbeit auf der Insel zu unterbreiten. Vom Rathaus fährt er weiter zum Kurplatz, wo viele Eltern mit ihren Kindern warten. Es werden Gedichte aufgesagt und Lieder gesungen. Dafür erhalten die Kinder Stutenkerle und jene, die nicht artig waren,
bekommen auch mal die symbolische Rute zu spüren. -
Verknobeln am Vorabend zu Nikolaus
Fast überall in Ostfriesland findet das Verknobeln statt.
Am 5. Dezember, dem Abend vor Sünnerklaas, drängen sich Jung und Alt in den nahegelegenen Bäckereien, Geschäften und seit der Jahrtausendwende auch in vielen Supermärkten. Denn wer es an diesem Abend schafft, bei geringem Einsatz mit drei Würfeln in einem Lederbecher eine möglichst hohe Zahl zu würfeln, hat die Chance, Backwaren, Süßes, Würste oder ganze Enten zu gewinnen. Diese bei den Ostfriesen weit verbreitete Leidenschaft geht auf einen holländischen Seefahrerbrauch zurück, als die Seeleute, die traditionell am Abend vor Nikolaus ihre Heuer ausgezahlt bekamen, ihr Geld gleich wieder verspielt haben sollen.
Wie beliebt der Brauch noch im 21. Jahrhundert ist, zeigt die Menge von 150 Torten, die zum Beispiel in Leezdorf alljährlich beim Verknobeln ihren Besitzer wechseln.
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Stutenkeerl un Rieder up Peerd
Haben die Kinder Glück und Sünnerklaas kam in der Nacht zum 6. Dezember auch an ihrem Haus vorbei, so finden sie auch heute noch morgens einen Stutenkeerl oder den Rieder up Peerd in ihrem Stiefel vor.
Bei diesem typischen Nikolausgebäck handelt es sich um einen Mann aus Hefeteig, dessen Augen aus Rosinen bestehen und der eine Pfeife aus gebranntem Ton im Mund hat sowie um einen Reiter zu Pferd aus Spekulatiusteig.
Der Ursprung dieses Brauches liegt in den Niederlanden, wo auch im 21. Jahrhundert noch das große Bescherungsfest am Vorabend zum Nikolaustag gefeiert wird. Das plattdeutsche Wort Sünnerklaas leitet sich von dem niederländischen Sinterklaas ab und steht für den Heiligen Nikolaus. Dieser soll der Legende nach aus Spanien mit dem Schiff nach Holland gekommen sein, begleitet von seinen Knechten, den Zwarten Pieten. Sint, wie der Heilige Nikolaus in den Niederlanden auch liebevoll genannt wird, galt als der Schutzpatron der Seefahrer und war auch in den ostfriesischen Hafen- und Seefahrergemeinden von großer Bedeutung.
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Klaasohm auf Borkum am 5. Dezember
Ein ganz spezieller Nikolausbrauch ist das geheimnisumwitterte Klaasohmfest auf Borkum, das sehr lange Zeit nicht bekannt war und auch heute noch ein Fest für die männlichen Insulaner bleiben soll.
Die Bezeichnung Klaasohm besteht aus Klaas, dem niederländischen Wort für Nikolaus, und ohm für Onkel in der alten Verwendung für eine angesehene Person. Der Heilige Nikolaus galt den Seeleuten als Schutzpatron, zu dessen Namenstag und Ehren auf Borkum Klaasohm stattfindet. Durch diesen Bezug gelten sowohl Sünnerklaas als auch Klaasohm als die einzigen noch erhaltenen Bräuche, die im
reformierten Ostfriesland vorzufinden sind und deren Wurzeln in Verbindung zu einem Heiligen stehen. Am Abend vor dem 6. Dezember verkleiden sich sieben junge, unverheiratete Männer der „Borkumer Jungens e. V. von 1830“ mit wilden Schafsfellmasken und einer als Frau, als das so genannte Wievke, das sich dem Brauch gemäß äußerst wild gebärdet. Gebildet werden jeweils zwei Paare als große, mittlere und kleine Klaasohms. Besonders ungewöhnlich erscheint ihre Verkleidung. Auf ihren Schultern ruht ein hoher, zylindrischer Helm, Scherbellenskopp genannt, der mit Schafspelz bezogen und mit Möwenflügeln geschmückt ist und in seiner merkwürdigen Erscheinung den Statuen der Osterinsel ähnelt. Das Kostüm des Wievkes besteht aus Rock mit Schürze. Ihr Gesicht ist hinter einer Maske aus Seehundfell verborgen. Ausgerüstet sind alle mit Kuhhörnern.Der bedeutsamste Teil des Brauches findet allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der Betriebshalle der Borkumer Kleinbahn statt. Hier kommt es zu einem rituellen Kampf, zu dem ausschließlich Männer zugelassen sind, die auf Borkum geboren wurden. Fotografieren ist dabei strengstens verboten. Im Anschluss daran ziehen die Männer unter Getöse von Haus zu Haus über die Insel. Hierbei gilt die Regel, dass die drei Klaasohmgruppen sich unterwegs nicht treffen dürfen. Junge Frauen, die sich in dieser Nacht aus dem Haus wagen, werden gefangen und mit einem Kuhhorn verhauen. Die Kinder aber werden gut behandelt und bekommen Moppen, ein hartes Honigkuchengebäck, geschenkt. Auf dem zentralen Platz Borkums kommt das Klaasohmfest zum Abschluss. Von der dort stehenden
Litfasssäule stürzen sich alle Klaasohms und das Wievke der Reihe nach von der Säule in die Arme der jubelnden Menge, um von dieser aufgefangen zu werden. -
Swiensvisiet un Snirrtjebraa - Die Hausschlachtung im Winter
In Ostfriesland war es bis in die 1960er Jahre weit verbreitet,
sich ein Schwein zu halten. Der Höhepunkt im Jahreslauf
bildete das Schlachtfest.Es folgte auf die traditionelle Verarbeitung des Tieres, die zwei
Tage Arbeit in Anspruch nahm. Den Sommer über wurden ein
bis zwei Ferkel gut gemästet, um sie in der kalten Jahreszeit
zu schlachten und zu Würsten, Schinken und Speck zu verarbeiten.
Die Zeit von November bis Lichtmess am 2. Februar
galt als die beste zum Hausschlachten. Vor dem Einzug des
Kühlschrankes in alle Haushalte blieb das Fleisch in der kalten
Jahreszeit länger haltbar. Die Familie und Nachbarn halfen mit, wenn – meist am
Sonnabendmorgen – der Schlachter mit seinem Gehilfen kam,
um das Tier zu töten. Bereits sehr früh begann man mit dieser
Arbeit, um das Tageslicht zu nutzen und vor Einbruch der
Dunkelheit alles abgeschlossen zu haben. Das Schwein wurde
geschlachtet, anschließend seine Borsten entfernt, das Tier
zweigeteilt und zum Auskühlen aufgehängt. Die Gedärme
mussten für die Weiterverarbeitung zu Würsten am folgenden
Tag gereinigt werden.Während dieser Arbeit legte man immer wieder Pausen ein für
ein Frühstück, eine Tasse Tee sowie den Kräuterbitter Kruiden oder Kuur, einen regional beliebten klaren Schnaps. Die Vorliebe
für Kruiden oder Kuur ist regional verschieden. Trinken
die Menschen im Rheiderland mehr Kruiden, so bevorzugen
Leute im Landkreis Aurich eher den Klaren. Abends prüfte der
Beschauer das Fleisch auf Trichinen. Nach der Untersuchung
durften nach bestimmten Regeln, ähnlich wie beim Stehlen
des Maibaumes, die Pfoten, Ohren und der Schwanz des Tieres
„gestohlen“ werden. Erlaubt war dies nur den Mithelfern oder
direkten Nachbarn, die sich zum Auslösen ihres „Diebesgutes“
entsprechend mit hochprozentigen Getränken bezahlen
ließen. Höhepunkt und Abschluss des Swienslachtens war
die Swiensvisiet, bei der die Nachbarn und Freunde abendszum Snirrtjeessen kamen. Snirrtje besteht aus den besten
Fleischstücken der Rückenpartie des Schweins, die dazu in der
Pfanne gebraten werden. Das brutzelnde Geräusch des frischen
Fleisches im heißen Fett gab dem Braten seinen Namen.
Serviert wurde und wird er mit Rotkohl, Senf, Kartoffeln, Roter
Bete, Gurke, eingemachtem Kürbis und Pflaumenkompott.
Wenn sich alle satt gegessen hatten, wurde Tee, Kruiden oder
Klarer gereicht und bis in die frühen Morgenstunden gefeiert.
Obwohl das Hausschlachten nie verboten wurde, wird es nur
noch selten ausgeführt.„Snirrtje hat einen ganz besonderen Geschmack. Vor allem die beigefügten Soßen verleihen
dem Fleisch das Typische und deren Rezepte werden oft wie ein Geheimnis gehütet.
So hat Oma Cramer in Steenfelderfeld nie die Zutaten ihrer legendären Soße verraten.“
Helmut Collmann, Ehrenpräsident der Ostfriesischen Landschaft„Als Kind bin ich nachmittags ins Bett gegangen, um abends fürs Snirrtjebraaessen munter zu sein.“ Otto Saathoff, Warsingsfehn
„Dat gifft in‘t Jahr blot twee Festen, see de Fent, dat Swieneslachten un Wiehnachten.“
[Es gibt nur zwei Feste im Jahr, meint der junge Bursche, das Schweineschlachten und Weihnachten.] Johann Beerens, Moormerland -
Weihnachten - Wiehnachten
Weihnachten spielte traditionell in Ostfriesland eine untergeordnete Rolle, und es gibt kaum regionaltypische Bräuche, über die man berichten könnte.
Der Weihnachtsbaum hielt erst sehr spät Einzug in die Region. Die ersten wurden zwar bereits 1840 in Leer und 1843 in Hesel erwähnt, aber erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden sie als Weihnachtsschmuck allgemein üblich.
Kaum ein weihnachtliches Ereignis wird bundesweit so mit Ostfriesland verknüpft wie die NDR-Radiosendung „Gruß an Bord“. Seit 1953 sendet der NDR an Heiligabend über Norddeich Radio Weihnachtsgrüße an die Seeleute auf allen Weltmeeren von ihren Familienangehörigen. In Zeiten von Handy und Funktelefon läuft die Sendung – obwohl technisch nicht mehr notwendig – dennoch weiter und wird heute auch über das Internet rege verfolgt, wenn von Bord die Grüße in die Heimat geschickt werden. Seit der Auflösung von Norddeich Radio als Küstenfunkstelle im Jahr 1998 wird die Sendung im Studio aufgezeichnet und über Radio und Internet gesendet. Bis in die 1970er Jahre war es weit verbreitet, dass an Heiligabend die ganze Familie um das Radio saß und den Grüßen der Verwandten
und Bekannten, die sich auf See befanden, lauschte. „Gruß an Bord“ gehörte zum Heiligabend genauso dazu wie der Kirchgang und das Weihnachtsessen in der Familie und galt als wichtiges gemeinschaftliches und emotionales Ereignis, bei dem die Verbindung zu Angehörigen auf See hergestellt wurde.„Ich habe das noch genau im Ohr, etwa: … ich grüße meinen Sohn Anton de Vries, zurzeit unterwegs auf der San Juan im Südpazifik. Viele Grüße auch von Deinen Brüdern Hans und Siegfried sowie von Deinem Vater und mir aus Großheide. Wir wünschen Dir schöne Weihnachten und ein gesundes neues Jahr und wir denken an Dich!“ Sabine Gronewold, Ostfriesische Landschaft
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Pfeffernüsse - Pepernöten
„Weihnachtsgebäck wie Pfeffernüsse kaufte man beim Bäcker, weil man schwer an die dafür benötigten besonderen Zutaten herankam.
Sie waren nicht beim Kaufmann zu erwerben, wie das heute üblich ist. Wollte man Pepernöten selber backen, so musste man zum Beispiel
die Zutat Hirschhornsalz beim Apotheker bestellen und dann abholen.“ Martina Buscher, Mühlenverein Warsingsfehn -
Stefensdag auf Wangerooge
Am ersten Weihnachtstag wurden auf Wangerooge keine Geschenke verteilt. Der Tag war den Insulanern zu heilig.
Am zweiten Weihnachtstag hingegen, dem Stefensdag, dem Stephanstag, fand die Bescherung statt. Den Kindern wurde erzählt, dass Stephanus von Christus mit Weihnachtsgaben, den so genannten Stefensgöder, auf einem Schimmel über das Watt zu ihnen geschickt wurde. Er blieb dann so lange im Leuchtturm, bis alle Kinder schliefen. Die artigen Kinder würden von ihm reichlich beschenkt, die unartigen aber machten mit dem Tauende Bekanntschaft. Am Abend des ersten Feiertages, wenn die Kinder zu Bett gegangen waren, stellten die Eltern einen Gabenteller auf den Stubentisch. Am nächsten Morgen verkleidete sich der Vater und spielte die Ankunft Stefens nach, während die Kinder noch im Bett lagen. Er wieherte wie ein Pferd, sodass die Kinder es hören konnten und sich fürchteten. Sobald er verschwunden war, kamen die Kinder herunter und schauten nach, ob Stefen ihnen etwas mitgebracht hatte. Der Brauch ist heutzutage nicht mehr bekannt.
„In meiner Zeit als Leiterin der Kulturagentur bei der Ostfriesischen Landschaft wurde ich immer wieder angefragt, warum der Stefensdag auf Wangerooge ausgestorben sei. Es kann eigentlich nur eine Erklärug dafür geben: In Zeiten der schnellen Kommunikation erfahren Kinder auch auf Wangerooge, dass alle anderen Kinder in Ostfriesland ihre Geschenke bereits zwei Tage früher bekommen. Welche Eltern können diesem Druck standhalten?“ Katrin Rodrian, Leiterin der Kulturagentur 2007-2023 und Autorin von Moden un Maneren.
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Ostfrieslands Bräuche im Lebenslauf
Geht man mit offenen Augen durchs Land, so erfährt man vieles über den Alltag, aber auch die Besonderheiten im Lebenslauf der Ostfriesen.
Es hängen Zigarettenschachteln, fein säuberlich auf einen Faden gezogen, über dem Gartenzaun, Babywäsche berichtet über anstehenden Nachwuchs im Haus, festlich geschmückte Eingänge oder Herzen im Vorgarten zeugen von hölzernen, silbernen und goldenen Hochzeiten
oder dem erreichten runden Geburtstag, und selbst der bevorstehende Ruhestand wird an so manchem Gartenzaun verkündet. Wie ein bunter Bilderbogen wird das gemeinschaftliche Leben in der Region vielfältig aufgeblättert, in dem man mit viel Liebe und Vergnügen
lesen kann. Von der Wiege bis zur Bahre wird das gemeinschaftliche Leben von Bräuchen begleitet. In Verbindung mit kirchlichen Riten haben sich dabei Bräuche und Traditionen entwickelt, die auf der Ostfriesischen Halbinsel ihre typischen Eigenheiten aufweisen. -
Geburt und Taufe
Beim Sakrament der Taufe wird das neugeborene Kind in die christliche Gemeinschaft aufgenommen und erhält seinen ersten kirchlichen Segen.
Die Wurzeln dieses Ritus liegen bei Johannes dem Täufer, als er vor nicht ganz 2000 Jahren Jesus im Jordan taufte. Auf einigen Inseln ist es heutzutage ebenfalls möglich, die Taufe am Strand direkt am Meer zu vollziehen. Die mit der Taufe verbundenen Handlungen in Bezug auf Geburt und Taufe sind Bräuche wie Puppvisiet mit Kinnertöön oder das Anbringen eines Bogens oder eines Seiles, behängt mit Babywäsche
rund ums Haus, um den Nachwuchs anzuzeigen.Kleiner Tipp: Die Bronzetaufe in Krummhörn-Eilsum von 1472. Auf der höchsten Stelle der Wurt steht die weithin sichtbare Kirche der Krummhörner Gemeinde Eilsum. Sie wurde zwischen 1240 und 1250 erbaut. Eine kulturhistorische Seltenheit stellt das bronzene
Taufbecken aus dem 15. Jahrhundert dar. Die Bronzetaufe steht vor der sechseckigen Kanzel und stammt von 1472 aus der Werkstatt der berühmten Bronzegießerfamilie von Barthold Klinghe aus Bremen. -
Puppvisiet und Kinnertöön mit Bohntjesopp
Einige Wochen vor der Geburt des Kindes werden besondere Vorbereitungen für Geburt und Taufe getroffen. Dazu werden Rosinen und Kluntjes in einen Püllpott genannten Steingutkrug in Branntwein eingelegt. Grundlage für dieses als Bohntjesopp bekannte Getränk ist der Oostfreeske Brannwien, eine dem Branntwein ähnliche Mischung. Dieser wird aus Korn und Kartoffeln oder Rüben gebrannt und mit Aroma und Couleur angereichert. Oostfreeske Brannwien gilt als regionale Spezialität. Nach der Geburt wird mancherorts der neue
Erdenbürger den Nachbarn bei einem Rundgang durch den Ort angesagt, was stets mit einer Einladung verbunden ist oder es ziehen Kinder in der Nachbarschaft um und erhalten für das Verkünden der Geburt des Neugeborenen einen kleinen Geldbetrag.Bei der Feier im Anschluss an die Kindstaufe wird de Sopp an die Taufgäste ausgeschenkt. Ist man mit der Wöchnerin, also der jungen Mutter, nicht so gut bekannt und damit nicht zur Taufe eingeladen, so besucht man sie tagsüber zur Puppvisiet oder zum Kinnertöön, wozu Bohntjesopp gereicht wird. Das Wort Kinnertöön leitet sich aus dem niederländischen tonen für zeigen ab und erklärt den Anlass
des Besuches. Bohntjesopp wurde bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts aus einer Branntweinschale mit einem Tauflöffel für alle Gäste herumgereicht. Seitdem bietet man es einzeln in Gläsern an. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist nicht nur die Puppvisiet Anlass zum Ausschenken der Bohntjesopp, sondern sie wird auch anlässlich von Richtfesten oder Hochzeiten angeboten und ist heutzutage auch
auf Eisbechern zu finden.„Nu will wi dat Kind even pissen laten.“ Mit diesem deftigen Spruch ließ man in ländlichen Regionen das Neugeborene hochleben.
Kleiner Tipp: im Ostfriesischen Landesmuseum Emden befindet sich eine silberne Branntweinschale oder Brannwienskopp mit Seepferdchenhenkeln des Emder Meisters Jacobus Meinardi Swartte, entstanden zwischen 1774 und 1799.
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Taufe am Strand von Juist
„Die Kinder werden in unserer Gemeinde in einem Tauftuch von circa zwei Metern Durchmesser gewiegt, das Konfirmanden genäht und mit Applikationen zum Thema Taufe versehen haben. Dazu singen wir: ‚Er hält die ganze Welt in seiner Hand‘.“
Elisabeth Tobaben, Inselpastorin von Juist, 2013 -
Einschulung - Pluumboom up de Schoolböhn
Bis 1967 wurden in Norddeutschland die Kinder bereits nach Ostern eingeschult.
Erst danach erfolgte die europäische Regelung, die Einschulung nach den großen Sommerferien durchzuführen. Der Brauch, den Kindern
zum Eintritt in das Schulalter eine Tüte mit Süßigkeiten mit auf den neuen Lebensweg zu geben, um ihnen den Einstieg zu erleichtern,
findet im 21. Jahrhundert in Ostfriesland ähnlich statt wie in gesamt Deutschland. Bis zum Anfang der 1960er Jahre war in Ostfriesland auch noch folgender Brauch zur Einschulung verbreitet: Wurden Kinder in Ostfriesland eingeschult, hatten sie großen Respekt vor dem Lehrer, denn Geschwister versuchten die Kleinen zu verunsichern: „Wacht man, wenn Du in de School kummst, denn verhaut di de Mester!“ Der Lehrer, der solche Sprüche kannte, versüßte den Kindern den Einstieg ins Schulleben. Am Ende des ersten Tages erzählte er von einem Pflaumenbaum, der auf dem Dachboden wachse. Den hätte er tüchtig geschüttelt und die Früchte aufgesammelt. Der Lehrer öffnete darauf den Deckel seines Pults, holte einen Teller mit Backpflaumen hervor und verteilte sie.„Ich will lieber eine Schultüte“ Mathias (6 Jahre) aus Aurich, als er von dem Plumenboom-Brauch hörte.
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Hochzeit
Die Hochzeit bildet nicht nur im Wortsinne den
Höhepunkt im Lebenslauf vieler Menschen.Die Gemeinschaft nimmt die neu gebildete Zweisamkeit traditionell zum Anlass, den Akt der Vermählung mit vielerlei Bräuchen zu umrahmen. So bilden sie beim Austritt des Hochzeitspaares aus der Kirche oder dem Standesamt ein Spalier mit Gegenständen, die Bezug auf den Beruf oder das Ehrenamt des Paares nehmen, das Brautpaar muss gemeinsam einen Baumstamm durchsägen oder ein Herz aus einem aufgespannten Laken ausschneiden und der Bräutigam anschließend seine Frau hindurch tragen. Auch wenn diese Tradition heute im Zusammenhang mit der Vermählung sehr unterschiedlich und persönlich gestaltet wird, so bestimmen amtliche Vorgaben immer noch den Ablauf der Hochzeitsvorbereitung und -durchführung. Mit der europaweiten Einführung des Code Civile durch Napoleon vor rund 200 Jahren wurden Eheschließungen erstmalig durch die behördliche Registrierung amtlich anerkannt. Nach dem Ende der Napoleonischen
Zeit und der damit einhergehenden Abschaffung dieses neuen Gesetzes wurden 1874 in Ostfriesland und 1876 im Jeverland das Personenstandsgesetz und damit die zivile Eheschließung wieder eingeführt. Bis dahin wurden Trauungen ausschließlich kirchlich vorgenommen und registriert. Die Trauung in einem Standesamt ist überall üblich. Zum Beispiel gibt es auf Wangerooge und auf den
meisten ostfriesischen Inseln seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert die Möglichkeit, auf dem Leuchtturm oder am Strand zu heiraten, um seinem Versprechen auf Treue einen besonders unvergesslichen Charakter zu verleihen. Dies wird heutzutage auch andernorts praktiziert. Unter Ostfriesen wird es immer beliebter, seine standesamtliche Trauung in einem geschichtsträchtigen Gebäude Ostfrieslands, wie dem der Ostfriesischen Landschaft, dem Kapitänshaus in Carolinensiel oder anderen reizvollen Häusern in der Region vorzunehmen. -
Der Hochtiedsbidder und Hochzeitsbogen
In manchen Regionen Ostfrieslands ist die Funktion des Hochtiedsbidders auch im 21. Jahrhundert noch üblich.
Ihm obliegt das Amt, den Nachbarn oder Verwandten des Hochzeitspaares die bevorstehende Hochzeit anzukündigen und zu dem Fest einzuladen. Dafür geht er im Ort von Haus zu Haus, teilt den Termin der Heirat mit und erhält als Dank hierfür einen Schnaps. In anderen Regionen wie in Westoverledingen verkündet das Brautpaar persönlich seinen Trautermin und lädt dazu ein. In einigen Gegenden wird den Gästen auf der Hochzeitsfeier zur Begrüßung Genever mit Sirup gereicht. Tage zuvor haben die Nachbarn dem Brautpaar gemeinsam
einen Hochzeitsbogen erstellt und mit Tannengrün, Papierblumen und Herzen geschmückt. Der Bogen wird dem Hochzeitspaar zu Ehren ein oder zwei Tage vor der kirchlichen Trauung an dessen Hauseingang angebracht. -
Klumpenhochtied
Zur Holten Hochtied oder Klumpenhochtied genannten Hölzernen Hochzeit fertigen Freunde und Nachbarn dem Ehepaar zu ihrem zehnjährigen Ehejubiläum einen Bogen, der mit Hobelspänen und zwei Paar Klumpen genannten Holzschuhen dekoriert wird.
Die Tradition verlangt es, dass nach dem Anbringen des Bogens das Jubelpaar in diesen Klumpen einen Tanz zur Freude aller absolvieren muss. Zur Silberhochzeit zieren meist eine silberne Krone und Blumen aus Silberpapier den Bogen. Ist der Bogen aufgestellt und stehen alle beisammen, dann wird ein Schnaps angeboten. Dabei ist es üblich, den Geehrten eine Gode Hand zu wünschen, was so viel bedeutet, dass die Gastgeber selber unverzüglich ein Glas trinken müssen. Nach einigen Runden werden alle zum Essen und Trinken ins Haus gebeten.
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Ochsenhochzeit in Esens und im Jeverland oder Güüstkinnelbeer bei Kinderlosigkeit
Noch bis in die Mitte der 1970er Jahre wurde nach fünf Jahren Kinderlosigkeit die sogenannte Ochsenhochzeit gefeiert.
Der Ochse als kastriertes männliches Rind verweist auf die Kinderlosigkeit des Ehepaares. Vor allem im Jeverland, aber auch in Esens wurde dies zum Anlass genommen, um zur Güüstkinnelbeerfeier ausschließlich kinderlose Frauen einzuladen. Das auf dieser Feier ausgeschenkte dunkle Bier mit eingebrocktem Brot leitet seinen Namen von güüst in der Bedeutung von unfruchtbar ab. Als weitere Rüge für den fehlenden Nachwuchs wurde dem Paar ein Rinderschädel an die Scheunentür genagelt. In Zeiten der gezielten Familienplanung hat die Ochsenhochzeit ihre Bedeutung verloren. In Schortens wird neben dieser Tradition seit 1931 jeweils im November das sogenannte
Güüstkinnelbeer als besonderes Fest begangen, bei dem kein Bier, sondern Bohntjesopp ausgeschenkt wird. Dieses Traditionsfest des Heimatvereins hat nur dem Namen nach einen Bezug auf die Ochsenhochzeit. Inhaltlich geht es auf die Erlegung des letzten Wolfes in Oestringen am 20. November 1738 zurück. -
Geburtstag - von der „alten Schachtel“ bis zur „alten Socke“
25 Jahre und immer noch nicht verheiratet – Alte Schachtel
Das ist auch heute der Zeitpunkt, zu dem die Gemeinschaft junge Menschen darauf hinweist, was ihre „wahre Bestimmung“ ist, nämlich sich „auf ewig zu binden“ und eine Familie zu gründen. Alle Bräuche rund um diesen Geburtstag sind Anlass, ein Zeichen zu setzen und sie vorzuwarnen, damit sie nicht als alte Schachtel oder alte Socke enden. Zum 25. Geburtstag bringen Freunde und Verwandte einer Frau deshalb eine Girlande am Gartenzaun oder einen Bogen über der Tür an, der meist aus Zigarettenschachteln besteht, welche zuvor auf eine Schnur aufgezogen wurden. So soll die Frau öffentlich als alte Schachtel deklariert werden. Männern hingegen werden Socken und zusätzlich
leere Flaschen gut sichtbar zur Straßenseite des Hauses als Symbol für ihren neuen Status als alte Socke in Form einer Girlande befestigt. -
Geburtstag - von der „alten Schachtel“ bis zur „alten Socke“
30 Jahre … und immer noch nicht verheiratet – alte Socke
Vom Treppenfegen, Klinkenputzen und dem Freiküssen: Eine in der gesamten Region beliebte Form der „Bestrafung“
für noch Unverheiratete sieht für noch ledige Männer zu ihrem 30. Geburtstag vor, dass sie eine Treppe fegen. Dafür werfen Freunde und Bekannte Kronkorken oder andere kleinteilige Gegenstände auf die Treppen möglichst öffentlicher Gebäude wie Kirchen oder Rathäuser und lassen das Geburtstagskind solange fegen, bis es von einer Jungfrau „freigeküsst“ wird. In Emden hat sich seit den 1980er Jahren eingebürgert, die Delft-Treppe zu fegen. Frauen müssen als Strafe für ihre Ehelosigkeit mancherorts solange die Klinke eines öffentlichen Gebäudes putzen, bis sich ein junger Mann erbarmt und sie „freiküsst“. -
Die letzte Reise - Trauer, Tod und Sterbekassen
In einigen ländlichen Gebieten Ostfrieslands sind die Bräuche im Falle des Ablebens eines Menschen innerhalb der Gemeinschaft noch fest geregelt und gut organisiert.
Allerdings kommt dies immer seltener vor, da circa 80 Prozent der Menschen in der Region nicht mehr zu Hause, sondern im Krankenhaus versterben und alles weitere dort Bestattungsunternehmen organisieren.
Verstirbt ein Mitglied der Dorfgemeinschaft, so ist es die Aufgabe der anliegenden Nachbarn zur Rechten und Linken, die Angehörigen, weiter entfernte Nachbarn und den Bestatter über den Tod der Person zu benachrichtigen und sie durch das Nögen einzuladen. Die Nachbarn übernehmen weiterhin Aufgaben wie das Inleggen, das Einsargen, die Aufbahrung, die Beerdigung, das Tragen und die Einlassung des Sarges in das Grab, die Reinigung des Trauerraumes, die Teetafel oder das Doden verlüden. Nur in wenigen Orten gibt es noch das Amt des Dodenbidders, also des Totenansagers, der die genannten Aufgaben anstelle von Nachbarn oder eines Bestatters übernimmt. Beim Dodenbidder handelt es sich in Ostfriesland um ein hochgeachtetes Ehrenamt. Zu seiner Aufgabe gehört weiterhin, die Beiträge für die Sterbekasse dort einzusammeln, wo diese Tradition noch gepflegt wird. Sterbekassen entstanden Ende des 19. Jahrhunderts aus der wirtschaftlichen Not heraus, um im Falle des Verlustes eines Angehörigen auch die Kosten der Beerdigung tragen zu können. Auch im 21. Jahrhundert sind Sterbekassen mancherorts in Ostfriesland üblich. Das Einzahlen der Beiträge wird allerdings unterschiedlich gehandhabt. Ist in der Krummhörn der Beitrag ein Mal pro Jahr fällig, so wird er andernorts, wie zum Beispiel in Firrel, nur im Bedarfsfall erhoben. Das Einzahlen erfolgt freiwillig, wobei der eingesammelte Betrag der Trauerfamilie übergeben wird. Im Jeverland trägt der Dodenbidder die Bezeichnung des Laders, ein Amt, das in vielen Familien über Generationen vererbt wurde.
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Inleggen – Einsargen – Aufbahren
Bleibt der Verstorbene im Haus und wird nicht vom Bestatter abgeholt, dann lädt der Dodenbidder zum Inleggen ein.
Der Tote wird für die Beerdigung hergerichtet, das heißt er wird gewaschen, ihm wird sein bestes Kleidungsstück angezogen, und der Blumenschmuck wird aufgestellt. Das Inleggen ist dem sogenannten Einsargen oder Aufbahren vergleichbar. Auch im 21. Jahrhundert ermöglicht es die Bestattungsverordnung von 1871, das Inleggen auszuüben. Verstirbt der Angehörige in einem Hospiz oder Krankenhaus, so wird er durch einen Bestattungsunternehmer abgeholt und für die Beerdigung vorbereitet. Verbleibt der Verstorbene im Haus, so wird er in der Regel drei Tage bis zur Beerdigung im offenen Sarg aufgebahrt. Am Abend vor der Trauerfeier treffen sich Nachbarschaft, Verwandtschaft und Freunde im Trauerhaus zum traditionellen Inleggen und Upwiesen, wobei dem Toten die letzte Ehre erwiesen wird. Gemeinsam nehmen sie Abschied und begehen mit dem Pastor die Andacht. In manchen Gebieten Ostfrieslands wird am offenen Sarg gemeinsam Tee getrunken.
Auf dem Weg zur Aussegnung treffen sich in den Gemeinden rund um Hesel und Firrel beim Tod eines Gemeindemitgliedes zumeist die Frauen vor dem Haus des Verstorbenen und stimmen das Lied „Lasst mich gehen“ an, bis der Leichnam aus dem Haus getragen wird.
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Beerdigung – Tragen des Sarges
Für das Tragen des Sarges werden sechs Männer benötigt.
Sie werden in manchen Orten Dragers, also Träger oder Bogenmacher genannt, und sind die sechs Nachbarn zur Linken und zur Rechten
des Trauerhauses, die auch bei festlichen Anlässen den Bogen (Seite 71) erstellen. Das Sargtragen gilt als Nachbarschaftspflicht zur Unterstützung der Trauerfamilie. Das Ausheben des Grabes übernehmen zumeist professionelle Firmen. In einigen Orten geschieht dies noch durch Nachbarn oder durch Mitglieder des Friedhofsvereins, wie zum Beispiel in Spetzerfehn. -
Den Sarg dreimal um die Kirche tragen
In sehr vielen Orten Ostfrieslands und des Jeverlandes wurde bis ins 20. Jahrhundert der Sarg nach der Aussegnung und vor der Grablegung dreimal um den ganzen Friedhof herum getragen, und zwar entgegen dem Uhrzeigersinn, dem Teufel entgegen.
Dabei wurde das ganze vom Bischof am Tag der Kirchweihe geweihte Gebiet umschritten, und der Tote konnte Abschied nehmen von „seiner“ Kirche und dem Kirchhof mit den Lebenden und den Toten. Im 21. Jahrhundert gibt es mancherorts eine abgekürzte Form, indem der Sarg nur einmal entgegen dem Uhrzeigersinn um die Kirche getragen wird. Man geht aus dem Westportal heraus, an der Südseite entlang, um die Ostapsis, an der Nordseite vorbei und dann zum Grab.
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Das Totenheck
Ein besonderes Objekt bei den ostfriesischen Begräbnisbräuchen ist das Totenheck, ein Gegenstand, der im 21. Jahrhundert noch in einigen Orten bekannt ist.
Dabei wird über dem frisch eingelassenen Sarg ein meist schwarzes hölzernes Gerüst aufgestellt. Darüber wird das Totenlaken, ein schwarzes Wolltuch, gelegt. Bis in die 1980er Jahre stand mancherorts das Totenheck sechs Wochen auf dem Grab und wurde anschließend wieder verwahrt. Danach änderte sich der Brauch dahingehend, dass das Totenheck nur noch von der Einlassung des Sarges bis zum Ende der Teetafel steht, wenn die engere Familie nochmals zum Grab geht, um das geschmückte Grab anzusehen. Über die ursprüngliche Bedeutung des Totenhecks gibt es viele Thesen, wobei immer wieder auf den Aberglauben hingewiesen wird, nach dem man mit diesem „Haus über dem Grab“ verhindern wollte, dass der Tote wiederkehrt.
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Reinigung des Trauerraumes
Zu den Pflichten der Nachbarsfrauen gehörte im Rahmen der Einsargung auch die Aufgabe, den Raum, in dem der Verstorbene aufgebahrt war, komplett auszuräumen und zu reinigen.
„Sobald der Sarg aus dem Raum zur Beerdigung getragen wurde, machten sich die Frauen daran, den Trauerraum grundzureinigen und für die Teetafel nach dem Trauergottesdienst vorzubereiten. Dabei musste alles schnell gehen, denn in dem Zeitraum, in dem sich die Trauergäste auf der Beerdigung befanden, musste der Raum auch für die Teetafel vorbereitet werden. Hierzu wurden alle Möbel aus dem Zimmer getragen und das Zimmer gewischt. Anschließend kam das Mobiliar wieder in den Raum und alles wurde für die zurückkommenden Trauergäste eingedeckt.“ [Bericht einer 80-Jährigen aus Filsum]
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Teetafel
Was andernorts der Leichenschmaus, ist in Ostfriesland die Teetafel.
Im Anschluss an die Beerdigung bereiten die Frauen aus der direkten Nachbarschaft im Trauerhaus die Teetafel vor, oder wählen eine Gastwirtschaft oder das Gemeindehaus der Kirchengemeinde dafür aus. Dort ist ebenfalls die Mithilfe der Nachbarschaft bei der Teetafel gefordert. Gereicht werden dazu Tee und seit den 1950er Jahren Teekuchen, ein trockener Blechkuchen, auch Butterkuchen genannt, belegt mit Zucker und Mandeln. Heutzutage wird dieser auch zusammen mit Bienenstich oder belegten Broten gereicht. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurde im Trauerhaus ebenfalls das Dodenbeer oder Tröstelbier ausgeschenkt, ein warmes Bier, in dem Brotstücke schwammen.
Zum Abschluss der Teetafel wird auch heute noch allen der letzte Schnaps oder die letzte Zigarette zum Gedenken an den Verstorbenen gereicht, wobei es nicht üblich ist, miteinander das Glas anzustoßen. Der Tröstelbierausschank war in Norddeutschland bis ins 19. Jh. weit verbreitet, um Trauergäste zu bewirten.Kleiner Tipp: Tröstelbierschale um 1800 im Schlossmuseum Jever
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Den Doden verlüden oder jedes Läuten zeigt einen Schritt an
Aus der Krummhörn wird berichtet, wie das Läuten der Glocken auch heutzutage noch zum festen Bestandteil der Beerdigung gehört und es traditionell den Menschen vor Ort anzeigt, welche Station bei der Beerdigung erreicht ist.
Mit Beginn des Trauergottesdienstes läutet zunächst die kleine Glocke, gefolgt von der mittleren und zum Schluss, wenn die Familie in der Kirche eintrifft, stimmt die größte mit ein. Das Glockenläuten anlässlich der Beerdigung folgt vielerorts einem festen Ritual: 30 Minuten
vor dem Trauergottesdienst beginnt das Läuten, gefolgt von dem zu Beginn der Trauerandacht. Alle Anwesenden nehmen einzeln vor dem aufgebahrten Sarg in Stille Abschied von dem Verstorbenen und setzen sich. Betritt die Verwandtschaft die Kirche, so stehen alle Anwesenden auf. Die Glocken läuten erneut zum Ende des Trauergottesdienstes, wenn alle dem Sarg zum Grab folgen. Zum vierten Mal läuten die Glocken, sobald die Anwesenden die Grabstätte verlassen haben und zur Teetafel gehen. Währenddessen schließen und schmücken die Sargträger das Grab. Die Glocken läuten zum fünften Mal, wenn das Grab geschlossen ist. Im Anschluss an die Teetafel gehen die Angehörigen nochmals alleine zum geschlossenen Grab, wobei die Glocken zum sechsten und damit zum letzten Mal läuten.„Bei einer Beerdigung läuten eigentlich die ganze Zeit die Glocken und zeigen jeden Schritt an. So nehmen im Ort auch die Menschen daran teil, die aus gesundheitlichen Gründen nicht bei der Beerdigung dabei sein können. Den Angehörigen wiederum vermittelt dieses feste Ritual ein Gefühl der Sicherheit.“ Siek Postma, reformierter Pastor in der Krummhörn, 2013
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„Strandgut oder was das Meer so hergibt ... Drinkeldoden“
Der Umgang mit Verstorbenen, die vom Meer an den Strand angespült wurden, war für die Küstenbewohner nie ganz einfach.
Waren die Toten Christen oder nicht? Da die Friedhöfe ausschließlich Christen vorbehalten waren, wurden die anonym Angespülten traditionell ohne Feier und ohne Sarg auf dem Drinkeldodenkarkhoff, also einer eigens zu diesem Zweck eingerichteten letzten Ruhestätte, beigesetzt. Im Gedenken an die dort ruhenden Menschen steht heute zum Beispiel auf Borkum und auf Spiekeroog an der Stelle des aufgelösten Drinkeldodenkarkhoff ein Gedenkstein. Christliche Seeleute trugen aus Furcht vor einer Beisetzung ohne kirchlichen Segen
stets einen goldenen Ohrring, der ihren entsprechenden Glauben signalisierte. Zudem deckte der Goldwert des Schmuckstückes die Kosten eines christlichen Begräbnisses für den Fall, dass sie auf See blieben. Auch heute noch tragen die Männer auf den ostfriesischen Inseln, insbesondere auf Norderney und Wangerooge, einen goldenen Ohrring, der mit ihren Initialen verziert ist. Die Initialen ermöglichen eine schnelle Identifizierung des Verstorbenen. Der Goldwert des Ohrrings dient zur Übernahme der Bestattungskosten oder als Zahlungsmittel
für eine letzte Runde im Gedenken an den Toten.„Mitten in den grünen Dünen,
rund mit Kreuzen dünn besät,
liegt der Friedhof;
ernste Mahnung
an des Todes Majestät.
Hier in tiefer, tiefer Stille
ruhen unter Dorn und Sand
sie, die einst das mitleidlose
Meer geworfen an den Strand.
Niemand kennet ihren Namen,
keiner weiß, woher sie sind.
Einsam liegen ihre Gräber,
ungepflegt in Sturm und Wind.“Hans Teerling, „Der Drinkeldodenkarkhoff“, Gedicht von Borkum
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Ein Bogen oder Bild für jeden Anlass im Lebenslauf
Mit großer Begeisterung erstellen Ostfriesen einen Bogen zu den verschiedensten Anlässen im Leben ihrer Mitmenschen.
Die Gemeinschaft der Nachbarn trifft sich vor dem besonderen Ereignis, wie der Trauung, der Silbernen oder Goldenen Hochzeit, dem runden Geburtstag oder zum beginnenden Ruhestand. Bögen werden, dem Anlass entsprechend, mit der jeweiligen Symbolik versehen.
Was in Ostfriesland der Bogen genannt wird, heißt bei den Jeverländern Kranz. -
Die Einholung – aus dem Lebenslauf eines Pastors
Tritt der neue Pastor sein Amt in einer Kirchengemeinde in Ostfriesland an, so holen die Mitglieder der Kirchengemeinde ihren neuen Pastoren bei der Gemeindegrenze ab und bringen ihn zur Kirche bzw. zu seiner Pfarrstelle.
Am Tag zuvor erstellten sie ihm einen Bogen, der zum Empfang an der Tür des Pfarrhauses angebracht wurde. Noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts galt der Brauch der Einholung auch dem neuen Lehrer vor Ort. Eine Tradition, die auf die Einholung der Braut in den neuen Hausstand Bezug nimmt und die bei Kirchengemeinde und Pastor symbolisch für den „Bund fürs Leben“ steht, den beide Seiten miteinander eingehen.
„Die Einholung bildete den Auftakt zu meiner Einführung als Pastor der Martin-Luther-Kirchengemeinde in Bagband. Trotz Regen und Kälte haben an diesem Tag mehr als einhundert Frauen und Männer, Jugendliche und Erwachsene daran teilgenommen. Mit dabei waren auch die Bürgermeister aus dem Einzugsbereich der Kirchengemeinde. Vorneweg zogen meine Familie und ich auf einer Kutsche, der Kirchenvorstand auf einer weiteren, dann kamen die Chöre und meine ersten Konfirmanden auf überdachten Anhängern, die von alten Traktoren gezogen wurden. Den Abschluss bildete ein Korso von rund 50 Radfahrern. Ohne Pauken, aber mit Trompeten ging es gemeinsam von der Ortsmitte in Neuemoor, einem der drei Dörfer, die zur Martin-Luther-Kirchengemeinde Bagband gehören, ins Herz von Bagband zum Festgottesdienst in der romanischen Warfthügelkirche. Die Einholung mit Pferd und Wagen bleibt für mich ein unvergessliches Erlebnis.“ Pastor Oliver Vorwald, Bagband
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Dit un dat - Wetterschwäne, Hähne und Schiffe auf ostfriesischen Kirchendächern
Wetterschwäne auf den Kirchtürmen
In Ostfriesland lassen sich die Konfessionen bereits an den Kirchtürmen ablesen: Rund 80 Wetterschwäne leuchten auf den evangelisch-lutherischen Kirchtürmen in Ostfriesland. Anders als die Kreuze und manchmal Wetterhähne auf den katholischen Kirchturmspitzen und Hähne oder Schiffe auf evangelisch-reformierten Kirchen symbolisieren die Schwäne den Reformator Martin Luther. Diese Tradition geht auf den tschechischen Reformator Johannes Hus zurück, zu Deutsch Johannes Gans. Hus wurde 1415 von der katholischen Kirche als Ketzer zum Tod verurteilt und soll auf dem Scheiterhaufen prophezeit haben: „Heut in des argen Feuers Glut, ein arme Gans ihr braten tut, nach
hundert Jahren kommt ein Schwan, den sollt ihr ungebraten lan (erleiden).“ Als 1517, fast genau 100 Jahre später, Martin Luther die Reformation einleitete, sahen seine Anhänger die Prophezeiung von Hus erfüllt. Die evangelisch-reformierte Gemeinde Groothusen
in der Krummhörn bildet eine Ausnahme von der Regel, denn hier prangt seit ca. 1599 der vermutlich älteste goldene Lutherschwan auf der Kirche. Graf Edzard II. Cirksena von Ostfriesland heiratete 1559 die streng lutherische Schwedenprinzessin Katharina von Wasa. Nach seinem Tod ließ Katharina Wasa als Herrin in Groothusen den lutherischen Schwan anbringen. Dieses Symbol Luthers überstand alle Zeiten, obwohl der lutherische Pastor sich hier nur von 1597 bis 1600 im Amt halten konnte. Die Kirche in Groothusen ist bis heute eine reformierte Kirche mit einem lutherischen Schwan auf dem Turm.Im Plattdeutschen gibt es eine Redewendung, um sich die Zuordnung der Wetterfahnen zu merken :
„De kathoolske Hahn, de lütterske Swaan, dat reformeerte Schipp – nimmt all lüttje Düvels mit.“
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Teetied oder Elführtje - Weltmeister im Teetrinken
Am 25. August 2021 hat das Rekord-Institut für Deutschland (RID) offiziell bestätigt, dass die Einwohnerinnen und Einwohner von Ostfriesland weltweit am meisten Tee konsumuieren. Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 300 Litern pro Jahr übertrumpfen sie sogar Lybier und Türken, die es auf „nur“ 287, bzw. 277 Liter bringen.
„Wenn meine Frau und ich nach einer Veranstaltung spät nachts nach Hause kommen, lasse ich meine Frau vor der Einfahrt aus dem Auto, damit sie das Wasser zum Kochen aufsetzt, während ich den Wagen in die Garage fahre. Komme ich ins Haus, steht bereits der Tee auf dem Tisch. Wir würden nie ins Bett gehen, ohne vorher einen Tee getrunken zu haben, egal wie spät es ist.“ Helmut Collmann, Ehrenpräsident der Ostfriesischen Landschaft
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Ostfriesische Teekultur - Immaterielles Kulturerbe
2016 setzte die Deutsche UNESCO-Kommission die „Ostfriesische Teekultur“ auf die nationale Liste des Immateriellen Kulturerbes. Sie steht für die Einzigartigkeit einer ganzen Region. Verbunden ist der Genuss des Tees mit der sog. Ostfriesischen Teezeremonie, der eine Abfolge ritueller Handlungen zugrunde liegt. Diese kulturelle Praxis hat laut Deutscher UNESCO-Kommission eine identitätsstiftende Funktion, strukturiert den Alltag und den Tagesrhythmus, stiftet sozialen Zusammenhalt und ist ein Wiedererkennungsmerkmal für die Region.
Erst Kluntje, dann Wulkje: Weißer Kandiszucker und Sahne gehören zur Teekultur Ostfrieslands. Vor rund 300 Jahren hat sich in Ostfriesland eine eigenständige Teekultur entwickelt. Tee wird hier-zulande auf ritualisierte Art während der ostfriesischen Teezeremonie getrunken. Regelmäßige und leidenschaftlich eingehaltene Teezeiten und gemeinsames Teetrinken prägen den Tagesablauf wie auch das familiäre und berufliche Miteinander. Die Teekultur wird insbesondere innerhalb von Familien vermittelt, in denen oft auch die Vorliebe für eine bestimmte Teemischung weitergegeben wird. Die Teekultur hat sich sowohl in der Sprache als auch in der materielleren Kultur niedergeschla-gen. Es gibt zahlreiche Redewendungen und Ausdrücke im Plattdeutschen rund um den Tee. Getrunken wird er aus typisch ostfriesischem Teegeschirr mit Rosendekor, der „ostfriesischen Rose“. Auch die Mischung des Tees ist eine ostfriesische Besonderheit. Bis heute bestehen mehrere Teefirmen in der Region.
Die Ostfriesische Teezeremonie – ihre Abfolge:
n ´ lecker Koppke Tee nach ostfriesischer Art
- Pro Person einen Teelöffel Tee nehmen. In die vorgewärmte, bzw. mit heißem Wasser ausgespülte Kanne geben. Es gibt gute und große Einsatzfilter für die Teekanne, in der die Teeblätter viel Platz haben und die man nach Ablauf der Minuten zum Ziehen des Tees herausnehmen kann.
- Frisches sprudelnd kochendes Wasser aufgießen, bis die Blätter gut bedeckt sind. Den Aufguss für einige Minuten ziehen lassen, auf einem Stövchen oder in einer doppelwandigen Teekanne. Früher wurde der aufgegossene Tee mit der Kanne gerne auf den heißen Wasserkessel gesetzt. Wenn man den Tee 2 – 3 Minuten ziehen lässt, ist er anregend. Bei 4 – 5 Minuten ist er beruhigend. Länger sollte man ihn nicht ziehen lassen, weil dann zu viele Bitterstoffe und Tannine in das Teewasser einziehen.
- Zwei Stückchen oder einen größeren Kandis in eine Teetasse geben. Die Tasse sollte dünnwandig und klein sein. Den Tee darübergießen. Es knistert schön. Traditionell wird so viel Tee in die Tasse gegossen, dass der Kandis eben bedeckt ist.
- Mit einem flachen Löffel etwas Sahne ringförmig auf die Oberfläche des Tees legen. Es bildet sich ein charakteristisches „Wölkchen“.
- Traditionell rührt man den Tee nicht um, sondern trinkt ihn in der Reihenfolge, wie er den Genießer in der Tasse erwartet: zuerst die Sahne, dann der Teegeschmack mit seiner vornehm bitteren Note, zuletzt die Süße des Kandis. So erzählt jede Tasse Tee eine Geschichte mit Veränderungen und einem lebensfreundlichen Verlauf.
- „Drei Tassen sind Ostfriesenrecht“ – heißt es. Es gilt als unhöflich, seinen Gästen weniger als drei Tassen Tee zu servieren. Ebenso ist es als Gast unhöflich, weniger als drei Tassen Tee zu trinken. Natürlich kann man mehr Tassen trinken. Wer keinen Tee mehr eingegossen bekommen möchte, stellt seinen Löffel in die Tasse oder legt ihn quer über die Tasse. Das ist die einzige Funktion des Teelöffels. Ein Franzose, der 1782 für kurze Zeit in Philadelphia war, erzählte nach seiner Rückkehr: „Ich würde Tee wohl noch immer trinken, wenn mich nicht der französische Botschafter bei meiner zwölften Tasse darauf aufmerksam gemacht hätte, dass ich meinen Löffel quer darüber legen müsse.“
Alls in de Welt, blot kien holten Teeketel! [Man kann sich mit allem abfinden in der Welt, bloß nicht mit einem hölzernen Teekessel!] Ostfriesische Redewendung
Was ist das Besondere am Ostfriesentee?
Tee hat einen hohen Wohlfühlcharakter. Tee wärmt und hilft, nasskaltes Wetter vor allem in den kühleren Monaten besser zu ertragen. Aber auch im Sommer erfrischt er spürbar. Denn Tee ist ein geistiges Getränk. Tee erhöht die Schaffensfreude und fördert die Konzentration. Tee belebt, beruhigt und verströmt eine ausgleichende Wirkung.
Projekte & Netzwerke
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Bild des Monats
Willkommen zu unserem „Bild des Monats“, einer regelmäßigen Serie auf der Homepage der Regionalagentur der Ostfriesischen Landschaft. Jeden Monat präsentieren wir Ihnen ein ausgewähltes Werk aus dem beeindruckenden Bestand unserer Graphothek. Unsere Graphothek Die Graphothek der Ostfriesischen Landschaft beherbergt eine umfangreiche Sammlung herausragender Grafiken und Kunstwerke, die die kulturelle Vielfalt und Kreativität unserer Region widerspiegeln. […]
Frisia Judaica
Bei Frisia Judaica handelt es sich um eine neue Webseite, die sich den ehemaligen jüdischen Gemeinden in Ostfriesland widmet. Wir freuen uns darauf, Ihnen eine Plattform präsentieren zu können, die das reiche kulturelle Erbe und die bewegte Geschichte dieser Gemeinden beleuchtet. Frisia Judaica wurde am 21. Oktober 2024 veröffentlicht. Unsere Webseite bietet Ihnen Einblicke in […]
Regelmäßige Netzwerktreffen
Das Netzwerk „Jüdisches Leben in Ostfriesland“ veranstaltet regelmäßige Treffen, um sich über die Arbeit in den unterschiedlichen Häusern auszutauschen und gemeinsame Projekte zu diskutieren. Interessierte sind herzlich eingeladen, sich unserem Verbund anzuschließen. Willkommen sind auch Gäste bei unseren Veranstaltungen, die an unterschiedlichen Erinnerungsorten in der Region stattfinden und immer auch mit einer historischen Führung verbunden […]
Live aus New York City: Das Leo Baeck Institute stellt sich vor
Das Leo Baeck Institute hat sich der Bewahrung und dem Erschließen des deutschsprachigen jüdischen Erbes verschrieben. Zu diesem Zwecke wurden bereits über 3,5 Millionen Seiten aus den Beständen digitalisiert. Darunter befinden sich gleichermaßen seltene Folianten aus der Renaissance, Schriftstücke geistiger Koryphäen, historische Dokumente, Annalen der Gemeinden als auch persönliche Korrespondenz von Durchschnittsbürgern. Somit stellen die […]
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Drehorgelklänge in Europa
Fr 07.06.2024, 19:30-21:00 Uhr, Gesprächsrunde und Musikdarbietung, Europahaus Aurich, Kostenfrei Drehorgeln sind in ganz Europa verbreitet und haben dort auch eine lange Geschichte. Sie dienten vor allem auch der Verbreitung von Musik der Zeit. Gelegenheiten dazu boten vor allem kulturelle Ereignisse wie Feste, Feieranlässe oder Rituale. Aber auch in der heutigen Zeit bietet der Einsatz […]
Städtebau gemeinsam gestalten: Von C. B. Meyer zurück in die Zukunft
„Jede Stadt erhält den Städtebau, den sie verdient“ [Ernst May] / „Ich mach‘ mir die Welt widdewidde, wie sie mir gefällt“ [Pippi Langstrumpf“] Städtebau befasst sich mit der Gestaltung des öffentlichen Raums und ist damit unmittelbare Voraussetzung des menschlichen Zusammenlebens. Wenn man sich diese Tatsache einmal bewusst vor Augen hält, wird schnell klar, dass Städtebau […]
Grenzgänger: Songs für Demokratie – Songs gegen Faschismus
Konzert am 1. September um 18:00 Uhr im Kaminzimmer des Europahauses Aurich. Die Verantaltung ist kostenfrei. Anmelden können Sie sich hier: meinen@europahaus-aurich.de / 04941-95270. Fritz Levy (1901 – 1982) war in Jever ein wichtiger Zeitzeuge des 20. Jahrhunderts. Als Shoah-Überlebender, später bekannt als „der letzte Jude von Jever“, kehrte er 1950 nach Jever zurück und […]
Das Andenken verlängern: Jüdische Friedhöfe als Orte jüdischen Lebens
Kostenloser Vortrag mit Walter Schiffer M.A., Mag. Theol. im Forum der Ostfriesischen Landschaft in Aurich am 28.11.2024 um 17.00 Uhr. Anmeldungen bitte an otto@ostfriesischelandschaft.de. Jüdische Friedhöfe werden auf Ewigkeit angelegt, deshalb nennt man sie auch ‚Häuser der Ewigkeit‘. In Deutschland zählen wir heute mehr als 2000 Begräbnisstätten. Der früheste, heute noch erhaltene Friedhof liegt in […]
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Launch der Themenseite „Jüdische Friedhöfe“
Das Israel Jacobson Netzwerk für jüdische Kultur und Geschichte e.V. veranstaltete am 11. April 2024 gemeinsam mit der Ostfriesischen Landschaft und weiteren Kooperationspartnern in den Räumlichkeiten des Landschaftshauses die offizielle Veröffentlichung der Themenseite „Jüdische Friedhöfe“ im Portal Jüdisches „Niedersachsen online“. Nach einem gemeinsamen Besuch des jüdischen Friedhofs, auf dem Helga Oldermann als Mitglied des jüdischen […]
Gewalt im Märchen: Wissenschaft rockt
„Homo homini lupus„ [Thomas Hobbes 1642] So etwas hatte es in den altehrwürdigen Räumlichkeiten der ostfriesischen Landschaft noch nicht gegeben: Kulturwissenschaftliche Mythenforschung in Korrespondenz mit klanggewaltigem Post-Rock. Der international bekannte Kulturanthropologe Prof. Dr. Harm-Peer Zimmermann und die ostfriesische Band MMTH gaben sich im Ständesaal in Aurich ein Stelldichein. Gewalt im Märchen ist sprichwörtlich. Da werden […]
Regionale Kulturagentur: Werden Sie Teil unseres Teams
Die Regionale Kulturagentur der Ostfriesischen Landschaft berät, vernetzt und unterstützt Kulturtätige in Ostfriesland im Rahmen mannigfaltiger Projekte und Initiativen. Darüber hinaus betreut sie mit dem Kostümfundus und der Graphothek kulturhistorisch wertvolle Sammlungen. Denn Kunst und Kultur verfügen über ganz andere Kompetenzen als beispielsweise Wissenschaft und Politik. Beiden liegt im besten Falle ein zutiefst humanistisches Ideal […]
„The Boy“ – Vermächtnis eines jungen Regisseurs
Filmvorführung und Vortrag von Dr. Ruth Eitan (Jüdischer Nationalfonds e. V.): „The Boy“ – Vermächtnis eines jungen Regisseurs. Am 20. März.2024 um 19:30 Uhr veranstaltete die Kulturagentur der Ostfriesischen Landschaft gemeinsam mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und dem Historischen Museum Aurich einen Themenabend zur aktuellen Situation in Israel nach dem Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober […]
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Jüdisches Leben: Exkursion ins jüdische Aurich (Nachlese)
Der Stadtrundgang auf den Spuren jüdischen Lebens in Aurich war ein voller Erfolg. Rund zwanzig Teilnehmende hatten sich am Vormittag des 23. März 2024 im Historischen Museum eingefunden, um mehr über diese Thematik zu erfahren. Einen ausführlichen Veranstaltungsbericht von Günther Lübbers, der auch die Mehrzahl der hier gezeigten Fotografien beigesteuert hat, finden Sie etwas weiter […]
Exkursion zur Gedenkstätte Esterwegen: Nie wieder ist jetzt!
„Aber wir können nicht an das Gewissen der Welt appellieren, wenn unser eigenes Gewissen schläft“ [Carl von Ossietzky] Rund dreißig Teilnehmerinnen und Teilnehmer trafen sich am 1. Juni 2024 zu einer Exkursion in der Gedenkstätte Esterwegen. Sie wurde organisiert von der Regionalen Kulturagentur der Ostfriesischen Landschaft, der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Ostfriesland und der Synagoge […]
Masl Tov: Ein Radioprojekt über Juden und Nicht-Juden in der Region stellt sich vor
Kostenfreie Info-Veranstaltung am 6. September von 15.00-16.30 Uhr, Landschaftshaus Aurich Geboren aus dem Impuls, die 1992 neu entstandene jüdische Gemeinde in Oldenburg zu Wort kommen zu lassen, hat sich Masl Tov inzwischen zu einer Sendung des freien Radios Oeins entwickelt, in der Dialoge von Juden und Nicht-Juden geführt, in der Spuren jüdischer Geschichte im Nordwesten […]
Die Bremer Stadtmusikanten: Hausbesetzer? Alten-WG? Alters-Avantgarde?
Die meisten von Grimms Märchen thematisieren das Alter in seiner Verletztlichkeit, Hinfälligkeit und Todesnähe. Die Bremer Stadtmusikanten (KHM 27) hingegen tun das nicht, im Gegenteil: Dieses Märchen entwickelt eine Utopie des Alters. Hier nehmen die todgeweihten Heldinnen und Helden des Alters (Esel, Hund, Katze, Hahn) ihr Schicksal selbst in die Hand und wissen es zu […]
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Kostümfundus: Tage der offenen Tür
Seit Anfang 2024 veranstaltet die Kulturagentur der Ostfriesischen Landschaft regelmäßig Tage der offenen Tür. Aktuelle Termine finden Sie in unserem Veranstaltungskalender. Der Kostümfundus der Ostfriesischen Landschaft ist sehenswert nicht nur für Theater- und Modebegeisterte. An den Tagen der offenen Tür haben Sie im Zeitraum von 15:00 bis 17:30 Uhr die Gelegenheit unter der fachkundigen Leitung […]
Kostümfundus: Aufruf zur Kleiderspende
Der Kostümfundus der Ostfriesischen Landschaft ist eine Fundgrube für Theaterbegeisterte. Der Gesamtbestand an ausleihbarer Kleidung ist sehr vielfältig – neben historisierenden Mittelalter-Kostümen finden sich im Kostümfundus Mode und Accessoires aus unterschiedlichen Zeiten und Kontexten. Zur Vervollständigung unserer Sammlung sind wir stets auf der Suche nach gut erhaltenen und gepflegten Kleidungsstücken und freuen uns über Ihre […]
Kunst und Kultur für eine lebendige Zukunft
Die Kulturagentur der Ostfriesischen Landschaft freut sich auf Sie. Nur gemeinsam mit anderen kulturbegeisterten Menschen können die vielfältigen Unternehmungen der Kulturagentur realisiert werden. Denn was dem Einzelnen nicht möglich ist, das schaffen viele. Es braucht Netzwerke und Menschen, die für eine Idee brennen und gemeinsam an einem Strang ziehen. Im Endeffekt geht es dabei stets […]
Graphothek: Leihgaben für Hildegard Peters-Ausstellung auf Norderney
Die aus Bielefeld stammende und international renommierte Malerin Hildegard Peters (1923-2017) sollte im Laufe ihres Lebens für das Kunstleben in Ostfriesland von nicht zu überschätzender Bedeutung werden. Nun wurde ihr anläßlich ihres 100. Geburtstages eine Ausstellung im Museum Nordseeheilbad Norderney gewidmet, in der unter anderem auch Leihgaben aus der Graphothek der Ostfriesischen Landschaft zu sehen […]
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Online-Projekt: Jüdische Ostfriesinnen
Seit wenigen Monaten ist ein neues Webangebot zur jüdischen Geschichte und Gegenwart in Niedersachsen verfügbar. Das „Portal Jüdisches Niedersachsen online“, das vom Israel Jacobson Netzwerk für jüdische Kultur und Geschichte e.V. (IJN) mit Sitz in Braunschweig bearbeitet wird. Das Portal lädt zum Mitmachen ein. Die Idee dieses Webangebotes ist es, dass es stetig erweitert wird […]
Lichter der Hoffnung: Chanukka-Feier in Bourtange, Niederlande
Das jüdische Lichterfest Chanukka fällt ebenso wie Weihnachten in die dunkle Jahreszeit. Erinnert wird damit an ein wichtiges Ereignis in der Geschichte des jüdischen Volkes, das von Selbstbehauptung und Bewahrung der Religion berichtet. Die „Freunde der Synagoge Bourtange“ hatten unter Willem Fokkens das Netzwerk „Reise ins jüdische Ostfriesland“ zur Feier eingeladen. Insgesamt hatten sich rund […]
Graphothek der Ostfriesischen Landschaft: Der Marathon der Katharina Habben
Vor gut einem halben Jahr begann die Auricher Literaturwissenschaftlerin und Historikerin Katharina Habben mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit bei der Kulturagentur. Vor ihr türmte sich eine wahre Mammutaufgabe. Es galt den Gesamtbestand der Graphothek der Ostfriesischen Landschaft zu digitalisieren. Inzwischen hat die 28-jährige etwa die Hälfte der insgesamt 948 Graphiken in die Objektdatenbank FirstRumos eingearbeitet und […]
„Ich pflanze einen Flieder für dich“
Lesung mit Adrian Mills anlässlich des 100. Geburtstages der Shoah-Überlebenden Hannelore Wolff am 16. Oktober um 19:30 Uhr im Gemeindehaus der Auricher Lamberti-Gemeinde. Einweihung der nach Hannelore Wolff benannten Straße in Aurich um 11:00 Uhr desselben Tages Die Auricher Jüdin Hannelore Wolff wäre am 16. Oktober 2023 hundert Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass liest […]
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KultinO – das Kulturportal für Ostfriesland ist online!
KultinO, das neue Kulturportal für Ostfriesland, ist seit dem 28. Oktober 2024 online! Dieses innovative Online-Portal ist der zentrale Anlaufpunkt für alle, die die vielfältige Kulturszene unserer Region entdecken, erleben und mitgestalten möchten. KultinO bietet eine Plattform, die Kulturtätige und Kulturinteressierte zusammenbringt. Ob Kunst, Musik, Theater oder Literatur – hier finden Sie alles, was Ostfriesland […]
„Nos Jungat Ambulare“ – Möge das Wandern uns vereinen
Dies ist das Ziel des Ostfriesischen Freiheitsmarsches: den Wanderinnen und Wanderern nicht bloß die landschaftliche Vielfalt Ostfrieslands zu präsentieren, sondern auch kulturelle und historische Besonderheiten näherzubringen – etwa die Friesische Freiheit am Upstalsboom, die Ostfriesland bis heute prägt. Reenste Cornelis vom Historisches Museum und Welf-Gerrit Otto von der Kulturagentur der Ostfriesischen Landschaft haben sich deshalb […]
Exkursion zum jüdischen Museum „August-Gottschalk-Haus“
Am 4. November 2023 unternahm das Netzwerk „Reise ins jüdische Ostfriesland“ eine Exkursion nach Esens, um sich auf die Spuren des dortigen jüdischen Lebens zu begeben. Bei der Veranstaltung handelte es sich um eine Kooperation zwischen August-Gottschalk Haus, Folkingestraat Synagoge Groningen sowie der Kulturagentur der Ostfriesischen Landschaft, gefördert durch den Kleinprojektefonds des Interreg VI A-Programms. […]
Gemeinsinn und Vernetzung im Zeichen von Kunst und Kultur
Vernetzung und Unterstützung der Kulturschaffenden liegen Welf-Gerrit Otto am Herzen. „Von meiner Vorgängerin Katrin Rodrian habe ich in dieser Hinsicht ein großes Erbe angetreten. Im Grunde sind es ja die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben einen Wert geben. Nur gemeinsam kann man die Welt für alle ein wenig lebenswerter machen“, erklärt er und weist […]
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Umzug von Kostümfundus und Graphothek
Der Umzug der Sammlungsbestände der Kulturagentur wurde durch die großzügige Förderung der ostfriesischen Sparkassen ermöglicht. Graphothek und Kostümfundus finden im neuen Sammlungszentrum für historisches ostfriesisches Kulturgut einen angemessenen Ort der Verwahrung und Bereitstellung. Im Rahmen einer Pressekonferenz am 16. Mai 2023 informierte die Ostfriesische Landschaft über die aufwendige Unternehmung, die umfangreichen Bestände an Kunstwerken und […]
Gemeinsam für ein besseres Morgen
Der Präsident der Ostfriesischen Landschaft Rico Mecklenburg über die Rolle von Kunst und Kultur in einer sich wandelnden Gesellschaft. Wie lässt sich die Rolle der Ostfriesischen Landschaft bei der Förderung der heimischen Kultur beschreiben? Die Ostfriesische Landschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kultur, Wissenschaft und Bildung in Ostfriesland zu fördern. Zielstrebig, professionell, nachhaltig und […]
Jüdisches Leben: Gemeinsam gegen das Vergessen
Grenzübergreifende Exkursion zum Erinnerungszentrum Westerbork am 10. Juni 2023 gefördert durch den Kleinprojektefonds des Interreg VI A-Programms war voller Erfolg. Der Arbeitskreis „Reise ins jüdische Ostfriesland“ unternahm am 10. Juni 2023 einen geführten Rundgang durch das Erinnerungszentrum des ehemaligen Durchgangslagers Westerbork (Herinneringscentrum Kamp Westerbork) in der niederländischen Provinz Drenthe. Das Projekt wurde durch das Interreg-Programm […]
Dr. Christine Bourbeck: Ostfriesin und bedeutende evangelische Theologin
Kostenloser Online-Vortrag von Dr. Heike Lipski-Melchior (10. Oktober 2024, 19.00-20.30 Uhr): Aufgrund der großen Nachfrage im vergangenen Jahr wiederholen wir dieses Vortragsangebot. Dr. Christine Bourbeck (1894-1974) war eine deutsche Pädagogin und Theologin, welche die Gleichstellung von Frauen in der Evangelischen Kirche maßgeblich vorangebracht hat. Damit gilt die Ostfriesin aus Hage als eine der wichtigsten Theologinnen […]
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Ostfriesland Kulturkalender
Kulturelle Leuchttürme und Geheimtipps auf der Ostfriesischen Halbinsel Die Ostfriesische Landschaft bringt jährlich, gemeinsam mit der Ostfriesischen Landschaftlichen Brandkasse, den Ostfriesland Kulturkalender heraus. In kompakter Form verdeutlicht die kostenfreie Broschüre die kulturelle Vielfalt Ostfrieslands und lädt zum Stöbern und Schnüüstern ein. 1993 erschienen er erstmalig unter dem Titel „SehWege“ und bietet heute rund 100 Veranstaltungen […]
Graphothek der Ostfriesischen Landschaft
„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern Kunst macht sichtbar“ [Paul Klee] Die Graphothek der Ostfriesischen Landschaft ist eine wahre Fundgrube und Schatzkammer für Kunstliebende und Kulturinteressierte. Allerdings muss dieser Schatz, um ihn für neue Vermittlungsansätze nutzbar zu machen, erst einmal neu aufgenommen und erschlossen werden. Dafür konnte Katharina Habben gewonnen werden, die uns nun […]
Friesische Freiheit
„Eala Frya Fresena“– Seid gegrüßt ihr freien Friesen Dieser Grußspruch gilt bis in die heutige Zeit und erinnert an 800 Jahre „Friesische Freiheit“. Die „Friesische Freiheit“, gab es in dieser Form über 800 Jahre nur hier in Ostfriesland. Das Motiv ist deshalb so ungewöhnlich, weil die rotbraunen Schilder in der Regel auf Landschaftstypen wie z. […]
Reise ins jüdische Ostfriesland
„Reise ins jüdische Ostfriesland“ ist ein gemeinsames Projekt von rund zwanzig Kulturinstitutionen auf der Ostfriesischen Halbinsel, die sich für die Sichtbarkeit jüdischen Lebens in Ostfriesland einsetzen. Anlässlich des 75. Jahrestages der Progromnacht 1938 in Deutschland hatten sich 2013 insgesamt siebzehn Einrichtungen, davon neun Museen und fast alle ehemaligen Synagogengemeinden, zu einem Arbeitskreis zusammengeschlossen. Seither trifft […]
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Friesische Freiheit weltweit
Friesische Freiheit weltweit In Ostfriesland stehen an den Autobahnen 28 und 31 zwei Hinweisschilder, die sich zum Kult entwickelt haben. Sie weisen auf das weltweit einmalige historische Phänomen der „Friesischen Freiheit“ hin und zeigen einen Häuptling aus dem 13. Jahrhundert am Upstalsboom-Denkmal nahe Aurich. Ein kleiner Aufkleber mit dem Motiv dieses Autobahnschildes hat nun auf Initiative […]
Kultur mit Geflüchteten in Ostfriesland
Ostfriesische Landschaft initiiert ein Kulturprojekt mit Geflüchteten Erstes Treffen „Kultur mit Geflüchteten in Ostfriesland“ findet beachtlichen Zuspruch Überwältigt von der Resonanz auf den ersten Runden Tisch zum Thema „Kultur mit Geflüchteten in Ostfriesland“ zeigte sich kürzlich Landschaftspräsident Rico Mecklenburg. In seiner Begrüßung brachte er seine Freude über die respektable Beteiligung zum Ausdruck. Sie zeige, wie […]
500 Jahre Reformation in Ostfriesland
Das mehr als 20-seitige Extra im „Ostfriesland Kulturkalender 2017“ befasst sich mit dem Reformationsjubiläum auf der ostfriesischen Halbinsel. Kultur-Interessierte finden unter anderem wissenschaftliche Vorträge und Ausstellungstermine, ergänzt durch zahlreiche Informationen zu Martin Luther und den Auswirkungen der Reformation in Ostfriesland. So ist z. B. eine Besonderheit, dass sich auf etwa 80 Kirchtürmen Wetterschwäne drehen. Diese […]
Kultur in ländlichen Räumen
Ostfriesland fügt sich aus den drei Landkreisen Aurich, Leer, Wittmund sowie der kreisfreien Stadt Emden zusammen. Ostfriesland gilt als dünnbesiedelt mit einigen Mittelzentren und ist somit ländlicher Raum. Die Regionale Kulturagentur der Ostfriesischen Landschaft kooperiert seit 2007 mit der Ostfriesland Tourismus GmbH und setzt beispielhaft Kultur in ländlichen Räumen um. Kulturnetzwerk Ostfriesland: Gezielter Einsatz von […]
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Kulturelle Vernetzung
Die „Modellregion FrauenLeben in Ostfriesland“, ist ein kulturelles Vernetzungsprojekt im ländlichen Raum mit Beispielcharakter und aus dem Runden Tisch „FrauenLeben in Ostfriesland; gestern – heute – morgen“ hervorgegangen. Dieser wurde 2014 auf Initiative der Gleichstellungsbeauftragten der Städte Aurich, Emden, Leer und Norden gegründet und setzt sich aus den kommunalen Gleichstellungsbeauftragten sowie Vertreterinnen von Kultur-, Wissenschafts- […]
Modellregion
Am 16. Mai 2018 wurde die Kulturagentur von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung aufgefordert einen Antrag auf Förderung einzureichen. Dieser Aufforderung war die Ausschreibung des Förderprogramms „LandKULTUR – kulturelle Aktivitäten und Teilhabe in ländlichen Räumen“ zur Einreichung einer Projektskizze am 11 Mai 2017 vorangegangen, deren Einreichung am 4. Juli 2017 erfolgt war. Am 10. […]
Die Teekultur in Ostfriesland
„Drei Tassen ist Ostfriesenrecht“ Jetzt ist es offiziell und beurkundet. Ostfriesinnen und Ostfriesen sind Weltmeister im Teetrinken. Was sie immer wussten, hat das RID | REKORD-INSTITUT für DEUTSCHLAND jetzt bestätigt. Landschaftspräsident Rico Mecklenburg nahm am Mittelpunktstein in Westerende-Holzloog gemeinsam mit Bürgermeister Johann Börgmann aus Ihlow stellvertretend die Ehrung entgegen. Dass Ostfriesen im Bundesdurchschnitt den meisten […]